Zum 08. Mai 2020, Frank-Walter Steinmeier heute

Das sagte unser Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier, heute in Berlin zum Gedenken an die Befreiung von den Greueltaten der Nationalsozialsten und das Kriegsende am 08. Mai 1945 unter anderem…

Damals wurden wir befreit. Heute müssen wir uns selbst befreien!

Befreien von der Versuchung eines neuen Nationalismus. Von der Faszination
des Autoritären. Von Misstrauen, Abschottung und Feindseligkeit zwischen den
Nationen. Von Hass und Hetze, von Fremdenfeindlichkeit und Demokratieverachtung
– denn sie sind doch nichts anderes als die alten bösen Geister in neuem
Gewand. Wir denken an diesem 8. Mai auch an die Opfer von Hanau, von Halle und
von Kassel. Sie sind durch Corona nicht vergessen!

“Wenn es hier geschehen kann, kann es überall geschehen.”
Das hat uns der israelische Präsident Reuven Rivlin dieses Jahr am
Holocaust-Gedenktag im Deutschen Bundestag zugerufen. Wenn es hier geschehen
kann, kann es überall geschehen. Doch heute gibt es niemanden, der uns von
diesen Gefahren befreit. Wir müssen es selbst tun. Wir wurden befreit zu
eigener Verantwortung!

Ich weiß wohl: Dieser 8. Mai fällt in Zeiten großer Umbrüche und großer
Ungewissheit. Nicht erst, aber erst recht durch die Corona-Pandemie. Wir wissen
heute noch nicht, wie und wann wir aus dieser Krise herauskommen. Aber wir
wissen, mit welcher Haltung wir in sie hineingegangen sind: mit großem
Vertrauen in dieses Land, in unsere Demokratie, und in das, was wir gemeinsam
schultern können. Das zeigt doch, wie unendlich weit wir in 75 Jahren gekommen
sind. Und das gibt mir Hoffnung für alles das, was noch vor uns liegen mag.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir können wegen Corona nicht gemeinsam
erinnern, und keine Gedenkveranstaltungen abhalten. Aber nutzen wir doch die
Stille. Halten wir inne.

Ich bitte alle Deutschen: Gedenken Sie heute in Stille der Opfer des Krieges
und des Nationalsozialismus! Befragen Sie – ganz gleich, wo Ihre Wurzeln liegen
mögen – Ihre Erinnerungen, die Erinnerungen Ihrer Familien, die Geschichte
unseres gemeinsamen Landes! Bedenken Sie, was die Befreiung, was der 8. Mai für
Ihr Leben und Ihr Handeln bedeutet!

75 Jahre nach Kriegsende dürfen wir Deutsche für vieles dankbar sein. Aber
nichts von all dem Guten, das seither gewachsen ist, ist auf ewig gesichert.
Deshalb auch in diesem Sinn: Der 8. Mai war nicht das Ende der Befreiung –
Freiheit und Demokratie sind vielmehr sein bleibender Auftrag, unser Auftrag!

Zum 08. Mai 2020

Zum 75. Mal jährt sich der Tag des Kriegsendes und der Befreiung aus den mörderischen Fängen der Nationalsozialisten. Ein wirklich denkwürdiger Tag, der aufgrund des wachsenden Egoismus,  des zunehmenden Rassismus und besonders auch Antisemitismus, der Bereitschaft zu zunehmend roher Gewalt und vieler Freiheitsbeschränkungen in einigen Nachbarländern einer besonderen Stellung in unserer Gesellschaft bedarf. Es muss ein Tag der Erinnerungskultur sein. Aktueller denn je sind dazu die abschließenden Worte von Richard von Weizäcker in seiner Rede zum 40. Jahrestag eben dieses Ereignisses.

„Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Hass zu schüren.

Die Bitte an die … Menschen lautet:
Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass:

  • gegen andere Menschen,
  • gegen Russen oder Amerikaner,
  • gegen Juden oder gegen Türken,
  • gegen Alternative oder gegen Konservative,
  • gegen Schwarz oder gegen Weiß.

Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.

Ehren wir die Freiheit.
Arbeiten wir für den Frieden.
Halten wir uns an das Recht.
Dienen wir unseren inneren Maßstäben der Gerechtigkeit.

Schauen wir am heutigen 8. Mai, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge.“

Richard von Weizäcker, Bundespräsident 1984-1994, am Ende seiner Ansprache am 8. Mai 1985 im Deutschen Bundestag anlässlich des 40. Jahrestages der Beendigung des Krieges in Europa und der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Unser Bündnis hatte aus diesem Anlass am 09. Mai 2020 in der Innenstadt eine offene „Dorstener Lesung für Respekt und Toleranz“ geplant, die zzt. wegen der Einschränkungen noch nicht stattfinden kann. Wir hoffen aber, dass dies die erste Aktion von „Wir in Dorsten gegen rechts“ sein wird, wenn es weitere Lockerungen gibt. Ein Termin wird selbstverständlich rechtzeitig über die Homepage und den Newsletter bekannt gegeben.