S O L I D A R I T Ä T Z E I G E N

Ein Beitrag von Luisa Altegoer

Kaum zehn Tage ist es her, dass wir über die Beschädigung der Respekttafel im Stadtsfeld unser Entsetzen zum Ausdruck gebracht haben. Und schon wieder gab es einen Vandalismus-Vorfall in Dorsten – erneut im Umkreis des Stadtsfelds im Stadtteil Feldmark. Der im Foto zu sehende „Steinerne Tisch“ wurde mit massiven Beleidigungen und Bedrohungen gegen unseren Bürgermeister Tobias Stockhoff beschmiert.

Sicherlich ist für uns nachvollziehbar, dass insbesondere nach einem fordernden und anstrengenden Jahr wie dem letzten Menschen unzufrieden sind. Die Herausforderungen des letzten Jahres haben dazu beigetragen, dass sich Unstimmigkeiten und die Uneinigkeit bezüglich politischer Maßnahmen vergrößert haben. Unseres Erachtens nach ist es wichtig, hierüber im Austausch zu bleiben und jede:r die Möglichkeit zu geben, seine:ihre Meinung dazu zu äußern. Diese öffentliche Diffamierung unter Zuhilfenahme der Zerstörung von Allgemeingut überschreitet jedoch klar die Grenzen der Meinungsäußerung unserer freien demokratischen Grundordnung. Sie ist schlichtweg beleidigend, verletzend und respektlos. Deshalb verurteilen wir sie erneut auf das Schärfste.

Und wieder stellt sich die Frage nach dem Warum. Warum sahen der:die Täter:in(nen) diese Schmiererei als einzigen Ausweg, ihrem Unmut Luft zu machen? Dieser Vorfall sollte uns allen ein Zeichen sein, das wir uns weiterhin für Respekt voreinander und vor dem, was uns allen gehört, in Dorsten engagieren müssen. Dabei dürfen wir nicht aufhören, immer ein offenes Ohr füreinander zu haben und miteinander in den Dialog zu treten. Nur so können wir solch tiefen Unzufriedenheiten entgegentreten, Probleme lösen und mit kleinen Schritten für eine Gemeinschaft eintreten, in der sich alle wohl fühlen.

Wir können uns bei Weitem nicht vorstellen, was für einen Kraftakt es darstellt, eine Gemeinschaft so zusammenzuhalten, wie es unserem Bürgermeister im letzten Jahr tagtäglich gelungen ist. Jede:n zufrieden zu stellen ist dabei natürlich nicht möglich. Aber wir wertschätzen die viele Energie und das Herzblut, welche Herr Stockhoff in sein Amt investiert. Deshalb zeigen wir uns an dieser Stelle solidarisch mit ihm.

R E S P E K T L O S

Ein Beitrag von Ruth Lange

Wir sind entrüstet über die Beschädigung der Respekt-Tafel im Stadtsfeld. Initiiert durch die Ideenfabrik Stadtsfeld wurde diese von der Künstlerin Frau Brigitte Stüwe gestaltet und letztlich umgesetzt durch viele Unterstützer:innen und Helfer:innen.

Respekt: Ein menschliches Grundbedürfnis nach Achtung, Bewunderung und Anerkennung und einem höflichen, toleranten Umgang miteinander. Respekt ist auch für uns vom Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ eine grundlegende Form des Zusammenlebens.

Daher verurteilen wir diese Zerstörung auf das Schärfste!

Aber was steckt dahinter und wie verzweifelt oder wütend muss ein Mensch sein, dem es nicht mehr gelingt, über seine Sorgen, seine Ängste, über seine Wut mit anderen zu sprechen oder sich Hilfe zu suchen? Der nur noch Aufmerksamkeit dadurch erreichen möchte, indem er das, was allen zugutekommen soll, zerstört. Und was, so stellt sich die Frage, reicht ihm? Auf diese, seine destruktive Art werden wir das sicherlich nicht erfahren.

Wichtig wäre aber, diesen Menschen und/oder seine Gruppe zu finden, um gerecht und sinnvoll zu bestrafen, um weitere Desaster zu verhindern, aber auch um ein Gesprächsangebot zu machen, wenn die Zerstörung der Tafel ein Hilferuf und nicht nur die pure Freude am Zerstören war.

Wichtig ist für uns alle aber auch, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern im Bemühen um eine lebenswerte, tolerante und vielfältige Gesellschaft, die im Respekt miteinander lebt, nicht nachzulassen.

Wir in Dorsten gegen Rechts werden immer wieder Zeichen in diesem Sinne setzen und hoffen, ob im Stillen oder öffentlich, dass die Zahl unserer Unterstützer zunimmt.

Offener Brief an die UEFA

Das ungarische Parlament beschloss vor wenigen Tagen ein neues Gesetz, welches u.a. verbietet, in Schulen über Homosexualität aufzuklären. Um Solidarität mit der LGBTQIA+-Community in Ungarn zu zeigen, plante die Stadt München ein weithin sichtbares Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu senden: Beim EM-Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft am Mittwoch, den 23. Juni 2021, sollte die Münchener Allianz-Arena während des Spiels in Regenbogenfarben leuchten. Am 21. Juni 2021 lehnte die UEFA den Antrag des Münchener Oberbürgermeisters hierzu jedoch ab.

Die Entscheidung der UEFA löste große Kritik aus, einige deutsche Vereine kündigten z.B. direkt an, stattdessen ihre Arenen in der Zeit des Spiels in Regenbogenfarben erleuchten zu lassen oder zu schmücken. Auch unserem Bündnis war es wichtig, uns hierzu zu äußern. Daher ging am 22. Juni 2021 der folgende offene Brief an die UEFA:

UEFA Exekutivkomitee
z. Hd. Herrn
Aleksander Čeferin
Route de Genève 46
CH.1260 Nyon

Dorsten 22.06.2021

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Čeferin!

Als Vertreterin eines kleinen Bündnisses gegen Rechts und für Toleranz, Respekt und Vielfalt in der Stadt Dorsten/Deutschland mit 78 000 Einwohner:innen, möchte ich unser deutliches Unverständnis gegenüber Ihrer Entscheidung, die Allianz Arena in München zum Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Ungarn nicht in Regenbogenfarben zu beleuchten, zum Ausdruck bringen.

Sie lehnen den entsprechenden Antrag der Stadt München, unterstützt durch den Ministerpräsidenten von Bayern, Herrn Markus Söder, mit dem Argument ab, dass ein solches Zeichen politisch sei und sich gegen die Entscheidung des ungarischen nationalen Parlaments für ein Gesetz wendet, das Homosexualität zum Feindbild macht.

Damit hielten Sie sich, wie genannt, an Ihre Statuten der politischen und religiösen Neutralität. Sie widersprechen aber Ihren Zielen, den europäischen Fußball offener, toleranter und respektvoller zu machen.

Die Allianz Arena am 23.Juni 2021 in Regenbogenfarben leuchten zu lassen ist keine Parteipolitik, sondern ein Zeichen für unser europäisches, gesellschaftliches Werteverständnis!

Wenn sich alle gesellschaftlichen Gruppen immer wieder vor solchen Zeichen zurückziehen, wird sich unsere Weltgemeinschaft, wenn überhaupt, nur sehr zäh hin zur Toleranz verändern.

Wir kritisieren Ihre Entscheidung auf das Schärfste und halten sie für absolut falsch.

Mit besten Grüßen
Ruth Lange

Gesicht zeigen zum Grundgesetz

“Es war der 23. Mai 1949, als das Grundgesetz verkündet wurde. Es war die Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland.
25 Menschen aus Dorsten zeigen nun anlässlich des 72. Jahrestages Gesicht für unsere Verfassung. Auf 100 Plakaten im gesamten Stadtgebiet sind sie zu sehen mit einem Satz aus dem Grundgesetz, der ihnen besonders wichtig ist. Hinter der Aktion steckt das Bündnis ‘Wir in Dorsten gegen Rechts’. Sie ist ein Vorgriff auf die ‘Erste Dorstener Woche des Grundgesetzes’, die aus der Dorstener Erklärung ‘Dorstener STADT”DIALOG’ entstanden ist, …”
(Dorstener Zeitung, 22. Mai 2021)

Die Idee zu dieser Plakataktion wurde angeregt durch eine Aktion der Berliner Gruppe Gesicht zeigen aus dem Jahr 2019. Alle Plakate unserer Aktion sind auf einer Sonderseite der Dorstener Zeitung von Samstag, den 22. Mai 2021, abgebildet. Wer sich alle Plakate noch einmal in Ruhe anschauen und die Texte lesen möchte, kann dies in diesem tollen Video tun: https://player.vimeo.com/video/552358614
Wir bedanken uns herzlich bei Stefan Diebäcker und der Dorstener Zeitung für diese eindrucksvolle Collage und das großartige Video!

Aktion zum Tag des Grundgesetzes

Ein Beitrag von Luisa Altegoer

Der 23. Mai ist der Tag des Grundgesetzes. Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz beschlossen und hiermit der Grundstein für die Bundesrepublik Deutschland gelegt. Im Oktober 1990 wurde das Grundgesetz zur Verfassung aller deutschen Bürger*innen des wiedervereinten Deutschlands. Das Grundgesetz ist somit von zentraler Bedeutung für unser freiheitliches und demokratisches Zusammenleben.

Anlässlich seines 72. Jahrestages haben sich 25 unserer Bündnismitglieder entschieden, Farbe zu bekennen zum Grundgesetz. Im gesamten Stadtgebiet verteilt hängen 100 Plakate mit Portraits der Bündnismitglieder und einem Satz des Grundgesetzes, der ihnen besonders wichtig ist. Die Idee hierzu wurde angeregt durch eine Aktion der Berliner Gruppe Gesicht zeigen aus dem Jahr 2019.

Uns war es jedoch auch wichtig, zusätzlich in der Innenstadt Gesicht zum Grundgesetz zu zeigen. Dafür waren wir am Samstag, den 22. Mai, mit einer kleinen Aktion in der Innenstadt präsent. Mit insgesamt 11 Bündnismitgliedern sind wir allein oder zu zweit mit unseren Plakaten, beschriftet mit Texten aus oder zum Grundgesetz, durch die Innenstadt gegangen. Außerdem haben wir auch einige Exemplare des Grundgesetzes in deutscher und türkischer Sprache verteilt .

Auch wenn das Wetter leider sehr regnerisch, kalt und stürmisch war und die Innenstadt nicht sonderlich gut besucht, erfuhr die Aktion viel Resonanz. Die Rückmeldungen waren überwiegend sehr positiv. Menschen blieben stehen, lasen unsere Plakate, manche gingen weiter, viele zeigten zumindest einen Daumen nach oben. Einige blieben auch stehen und wir kamen in ein kurzes Gespräch. Wir haben erklärt, worum es bei der Aktion geht, einige nahmen auch gerne ein Exemplar des Grundgesetzes mit. Umgekehrt teilten die Menschen ihre Erfahrungen mit dem Grundgesetz mit uns.

Unser Altbürgermeister und Bündnismitglied, Lambert Lütkenhorst, resümiert: “Das war trotz der nicht so guten Bedingungen eine tolle Aktion. Dankeschön dafür!” Dem kann ich nur zustimmen: Wir wurden darin bestärkt, weiterhin gegen Rechts und für Toleranz, Respekt und Vielfalt einzustehen. Daher freuen wir uns schon auf die Woche des Grundgesetzes, die vom 24. September bis 3. Oktober 2021 stattfindet. Wir lassen uns nicht unterkriegen!

Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ setzt sich für Eintritt Dorstens in Deutsches Riga-Komitee ein

Ein Beitrag von Luisa Altegoer

Zahlreiche Menschen jüdischen Glaubens aus Dorsten und der Region wurden insbesondere 1942 nach Riga deportiert. Viele von ihnen wurden dort von den Nationalsozialisten ermordet oder starben an den katastrophalen Lebensbedingungen. Altbürgermeister Lambert Lütkenhorst hat Riga bereits mehrfach besucht. Er schlägt eine jährliche Bildungsfahrt nach Riga für junge und alte Menschen vor, sie könne ein wichtiger Baustein der Dorstener Gedenk- und Erinnerungskultur werden: „Wer schon einmal die Gedenkstätte der Naziopfer im Wald von Bikernieki gesehen hat, dem gehen diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf.“ Die stellvertretende Bürgermeisterin und Kulturvorschussaussitzende Christel Briefs ergänzt: „An solchen Orten wird Geschichte gerade für junge Menschen erfahrbar und greifbar. Man spürt dort, dass wir eine Verantwortung für die Zukunft haben.“

Das Deutsche Riga-Komitee ist ein Städtebündnis, das sich für das Erinnern und Gedenken an die Deportation von über 25 000 deutschen Jüd*innen einsetzt, die in den Jahren 1941/1942 nach Riga deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki ermordet wurden. Im Jahre 2000 von 13 deutschen Großstädten und dem Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet, gehören dem Komitee mittlerweile 59 Städte an.

Der Beitritt soll Ende Mai im Haupt- bzw. Finanzausschuss des Rats der Stadt Dorsten behandelt werden. Die Finanzierung eines solchen Beitritts ist bis dato noch unklar, da die Stadt Dorsten aktuell aufgrund der Stärkungspaktbeschlüsse keine weiteren kostenpflichtigen Mitgliedschaften eingehen darf. Während die SPD in einem Antrag trotzdem fordert, dass zumindest der finanzielle Grundstock von der Stadt getragen werden müsse, schlägt die CDU vor, der finanzielle Betrag der Stadt Dorsten solle ausschließlich durch Spenden der Bürgerschaft getragen werden. Unabhängig davon, wie eine solche Mitgliedschaft finanziert werden soll, macht sich das Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ für einen Beitritt Dorstens in das Komitee stark, möchte diesen ideell und, sofern möglich und nötig, auch finanziell unterstützen. Der Beitritt sei wichtig, um das Vergessen zu verhindern und auch in der Zukunft Verantwortung zu tragen. Es bleibt zu hoffen, dass nicht eine Antragsflut verschiedener, im Rat vertretener, Parteien eine zügige Entscheidung unnötig verzögert.

In Deutschland im Mai 2021

Wieder ist im Nahen Osten der Konflikt zwischen Israel und Palästina ausgebrochen und die Lage eskaliert. Wieder sterben Zivilisten und leider auch viele Kinder. Erneut herrscht ein unfassbares Leid. Wir trauern mit den Angehörigen der Opfer.

Es ist bedauerlich, dass es den beiden Völkern und der Staatengemeinschaft in all den Jahren nicht gelungen ist, diesen Konflikt endgültig und dauerhaft zu befrieden.

Was ebenso unfassbar ist: In Deutschland bricht der vorhandene Hass gegen Menschen Jüdischen Glaubens auch in gewalttätiger Form wieder aus. Es brennen Israelfahnen, Synagogen werden mit Steinen beworfen und müssen bewacht werden, Denkmäler werden zerstört.

Wir, das “Bündnis in Dorsten gegen rechts”, solidarisieren uns mit Jüd*innen in Dorsten, in Deutschland und auf der ganzen Welt. Eine Kritik und Verurteilung des Handelns im Nahen Osten darf nicht mit Antisemitismus verwechselt werden. Das Verbrennen von Fahnen, die Angriffe auf Synagogen und Denkmäler sind reiner Antisemitismus. Wir stehen in Gedanken an der Seite derer, die diesen Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt sind.

Lesung gegen Rassismus # 14

Mit dem heutigen Datum enden die Internationalen Wochen gegen Rassismus. Unser Dank gilt allen, die unsere Aktionen gegen Rassismus in ganz unterschiedlicher Art und Weise unterstützt haben. Mit Datum von heute erhielten wir auch ein entsprechendes Dankeschreiben der Stiftung gegen Rassismus.