Hermann Kuhl anlässlich unserer Kundgebung am 26.01.2024
“Aufstehen für unsere Demokratie”
“Ich, Hermann Kuhl, spreche hier und heute für das Bündnis “Wir in Dorsten gegen Rechts”.
So viele, so eine große Zahl, diese riesige Anzahl an Teilnehmer*innen dieser Kundgebung, das ist bemerkenswert:
Die wache Zivilgesellschaft ist da! Das ist befreiend.
Im Sommer des letzten Jahres stand ich während einer Fahrradreise durch Deutschland auf dem ältesten jüdischen Friedhof Europas – in Worms. Der Ort heißt „Heiliger Sand“. Ich stand dort und meine Augen schweiften über die schiefen Grabsteine bis zum Dom der Stadt. Stille, Trauer, Erinnerung und Frustration machten sich in mir breit.
Ich habe da gestanden, der Blick über die gemarterten Gräber, das Gefühl der existentiellen Ohnmacht, so gottverlassen, ratlos.
… und dann dies:
Bei einem konspirativen Treffen haben einflussreiche AfD-Politiker mit Rechtsextremen einen rassistischen Plan besprochen: Millionen Menschen mit Migrationshintergrund sollen aus Deutschland abgeschoben werden.
Und es wird hier noch klarer: Der sozialpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion René Springer:
„Wir werden Ausländer in ihre Heimat zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimplan. Das ist ein Versprechen.“
Wieder einmal schleicht der Teufel durch die Straßen dieses Landes.
Die alten Wunden bluten wieder. Seit der ersten Stunde verbreiten sie den Gifthauch der Intoleranz und dies kalte Fieber der Angst.
Sie nennen es Remigration, doch was sie meinen ist kein Abenteuerprogramm im „Wilden Kurdistan“. Das, was sie uns bringen, ist: Deportation, Verschleppung, Pogrom und vor dem Hintergrund unserer Geschichte wissen wir, was hier droht und nie wieder geschehen darf:
Riesige Eskalationsgebirge, tiefseeschwarze Lichtlosigkeit, die barbarische Fratze der Tyrannei.
Diese Fratze jedoch konnte demaskiert werden und die aberwitzigen Wahnvorstellungen der AFD haben „das Fass zum Überlaufen“ gebracht! Deshalb sind wir hier –
Die Nazis haben sich entzaubert, nun löst sich die Nacht auf.
Wir sind nicht allein, hunderttausende sind dieser Tage im ganzen Land auf die Straßen gegangen, denn viele Menschen spüren durch das Bekanntwerden des Potsdamer Geheimtreffens, dass da tatsächlich eine Umordnung der demokratischen Lebensverhältnisse droht. „Und das, was da droht, unsere Nachbarschaft betrifft, unsere Kollegen und Kolleginnen, unsere Freunde und Freudinnen, unsere Familien – und das wollen wir nicht hinnehmen“.
Rassistische Hetze bzw. totalitäre Fantasien haben in Dorsten keinen Platz und wir machen deutlich, wir sind eine große Gruppe, alle haben die gleiche Überzeugung und wollen sich engagieren. Das ist ein Signal für Stärke.
Wir sind heute hier, weil wir nicht mehr den Mund halten wollen!
Wir sind ein demokratischer Fanblock.
Die ganze Stadt im Auftrag der Zuversicht, für das, was wirklich zählt:
Die ausgestreckte Hand der Freundschaft: Ein virtuoser Kraftraum der Verbundenheit aller aufrechten Menschen.
Das sind die, die hier auf dem Marktplatz stehen, um ein Zeichen gegen den aufkeimenden Nazismus zu setzen.
Das sind die, die eine Stadt zusammenhalten.
Die, die ehrenamtlich Gemeindefeste, Sportevents oder religiöse Aktivitäten organisieren,
die, die zur Erinnerungsarbeit einladen,
die, die bei Schützenfesten, Stadtfesten, Heimatfeiern oder dörflichem Beisammensein mitwirken,
die, die in Vereinen, Gruppen, Verbänden, Gewerkschaften, Kirchen oder Moscheen integrierend wirken,
die, die als Fremde zu uns kamen und heute unser Gemeinwesen mittragen,
die, die dem Bürgermeister beistehen, wenn er von bestimmten Leuten als Lügenvertreter und Hitlerjunge beschimpft wird.
Also: die zahllosen Menschen in unserer Stadt, die tagtäglich in ihrem privaten Umfeld gegen Egoismus, Ignoranz und Dummheit einstehen.
Menschen, wie all die, die sich hier versammelt haben!
Das macht Mut!
Vertrauen wir somit auf:
Unsere Fähigkeit Ängste zu überwinden.
Unsere Courage, denn nur die ermöglicht Integrität, Aufrichtigkeit, Kreativität und Vertrauen. Ohne Mut gäbe es keine eigene Meinung, keine unkonventionellen Entscheidungen, kein Ausbrechen aus der Routine, keinen Pioniergeist, kein Wachstum.
Und besinnen wir uns auf einen Satz von unserem Bürgermeister:
„Verstand und Solidarität sind unsere größten Waffen“
Das sind keine Trickvokabeln
Diese Worte, liebe Versammelte, sollten der Jetstream unserer aktuellen Situation sein, eine Höhenströmung, von der wir uns alle erfassen lassen sollten und für die es keine besseren Worte gibt.
„Verstand und Solidarität sind unsere größten Waffen“
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