Das Grundgesetz wird 75 Jahre

Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ lädt zur Teilnahme an zwei Veranstaltungen im Rahmen der „Dorstener Tage des Grundgesetzes“ ein

Deutschland feiert in diesem Jahr das 75-jährige Bestehen des Grundgesetzes. Dieses Jubiläum bietet nicht nur die Gelegenheit, den Gesetzestext zu würdigen, sondern auch die Grundlagen unseres menschlichen und gesellschaftlichen Zusammenlebens zu reflektieren. Vor 75 Jahren wurde das Grundgesetz als Schutzwall gegen die Wiederkehr eines nationalsozialistischen Terrorstaates errichtet. In Zeiten, in denen sowohl externe als auch interne Bedrohungen unsere freie und friedliche Gesellschaft gefährden, ist es von großer Bedeutung, sich für die Werte des Grundgesetzes einzusetzen. In diesem Kontext setzt sich das Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ aktiv für Menschenwürde, Demokratie und Respekt ein.

Die Stadt Dorsten veranstaltet seit 2018 gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern die „Dorstener Tage des Grundgesetzes“. Auch in diesem Jahr können sich die Besucher auf ein vielfältiges Programm freuen, das beeindruckende Veranstaltungen aus den unterschiedlichsten Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Lebens bietet.

Das Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ lädt daher herzlich zur Teilnahme an zwei herausragenden Veranstaltungen ein:

Am Donnerstag, dem 2. Mai 2024, um 19:00 Uhr findet im Altstadttreff eine Veranstaltung statt, die sich mit der gezielten Nutzung sozialer Medien durch rechtsextreme Gruppen zur Rekrutierung von Anhängern und Beeinflussung von Wahlen beschäftigt. Der renommierte Journalist, Unternehmer und politische Influencer Marc Raschke wird einen Vortrag halten und im Anschluss eine Diskussion leiten. In seinem Vortrag wird Marc Raschke Anregungen und Ansätze präsentieren, wie diesem Phänomen entgegengewirkt werden kann. Er wird aufzeigen, warum es wichtig ist, unsere Demokratie auch im digitalen Raum zu verteidigen und welche Rolle soziale Medien dabei spielen. Dabei wird er auf die Rekrutierung von Anhängern durch rechtsextreme Gruppen eingehen und die Auswirkungen auf demokratische Prozesse und Wahlen beleuchten. Diese Veranstaltung wird in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Westfalen angeboten.

Marc Raschke
Politologe, Unternehmer
Influencer

Am Mittwoch, dem 8. Mai 2024, 19:00 Uhr, wird Thomas Laschyk, Gründer der renommierten Initiative „Volksverpetzer“, sein neues Buch vorstellen und dabei über die zunehmende Bedeutungslosigkeit von Fakten, Wissenschaft und verlässlichen Quellen in unserer heutigen Meinungsbildung sprechen. In seinem Buch „Werbung für die Wahrheit“ ermutigt Laschyk dazu, mehr Wahrheit zu verbreiten und weniger Zeit mit der Widerlegung von Lügen zu verschwenden. Die Veranstaltung bietet eine einzigartige Gelegenheit, sich mit einem Experten auf diesem Gebiet auszutauschen und neue Perspektiven zu gewinnen. Diese Lesung findet ebenfalls im Altstadttreff statt.

Thomas Laschyk
Journalist, Blogger, Onlineaktivist. Leitender Redakteur und Geschäftsführer von Volksverpetzer.

Die Veranstaltungen verdeutlichen die Bedeutung der Auseinandersetzung mit den neuen Herausforderungen im digitalen Zeitalter. Die Verbreitung von Fake News und die gezielte Nutzung sozialer Medien durch Gruppen, die unsere Demokratie gefährden, stellen eine ernste Bedrohung dar. Es ist von großer Bedeutung, Strategien zu entwickeln, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und unsere Werte zu verteidigen.

Das Bündnis Wir in Dorsten gegen Rechts ruft alle Bürger*innen dazu auf, an den Veranstaltungen teilzunehmen, um gemeinsam über diese Fragen nachzudenken und konkrete Maßnahmen zu erarbeiten. Es liegt an uns allen, die Wahrheit zu verbreiten und die Demokratie auch im Netz aktiv zu verteidigen.

Programm zum Download:

Zu Gast bei den Grünen Dorsten

Zwei Menschen berichten über die Arbeits ihres Bündnisses bei einem Empfang

“Bündnis ‘Wir in Dorsten gegen rechts’ hat beim Frühjahrsempfang der Grünen Erfolge und Pläne präsentiert.”

Dorsten, 14. April 2024 – Beim diesjährigen Frühjahrsempfang der Grünen in Dorsten stellte sich das Bündnis “Wir in Dorsten gegen rechts” vor und präsentierte seine Arbeit der letzten sechs Jahre. Vor einem aufmerksamen Publikum wurden Erfolge hervorgehoben und Pläne für die kommenden Monate bis zur Europawahl enthüllt.

Das Bündnis, vertreten durch Ruth Lange, Andreas Hatting und Ralph Gorski, betonte insbesondere seine Aktivitäten während der Dorstener Woche für das Grundgesetz und warb für weitere Aktionen zur Stärkung demokratischer Werte und dem Kampf gegen rechte Tendenzen. Dabei wurden nicht nur Vergangenheit und Gegenwart beleuchtet, sondern auch zukünftige Visionen des Bündnisses.

Neben der Vorstellung der bisherigen Erfolge und kommenden Aktionen suchte das Bündnis aktiv nach weiterer Unterstützung und Spenden, um seine Arbeit fortzusetzen und auszubauen.

Die Reaktionen auf die Präsentation waren äußerst positiv, und das Bündnis “Wir in Dorsten gegen rechts” geht gestärkt und motiviert aus dem Frühjahrsempfang hervor. Es ist bereit, weiterhin für eine offene und demokratische Gesellschaft einzutreten. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich dem Bündnis anzuschließen und die Bewegung zu unterstützen.

Ralph Gorski

Werde Wahlhelfer*in für die Europawahl am 9. Juni 2024!

Die Stadt Dorsten sucht Helfer*innen

Liebe Mitbürger*innen,

die Europawahl am 9. Juni 2024 steht bevor und die Stadt Dorsten benötigt dringend Ihre Unterstützung als Wahlhelfer*in! Als wichtiger Bestandteil unseres demokratischen Prozesses spielen Wahlhelfer*innen eine entscheidende Rolle, um einen reibungslosen Ablauf der Wahl sicherzustellen.

Wenn Sie Interesse daran haben, aktiv an diesem demokratischen Prozess teilzunehmen und dazu beizutragen, dass die Europawahl in Dorsten erfolgreich verläuft, dann melden Sie sich jetzt als Wahlhelfer*in!

Egal ob jung oder alt, jeder kann sich engagieren und einen wertvollen Beitrag leisten. Sie benötigen keine speziellen Vorkenntnisse – alle notwendigen Informationen und Schulungen werden Ihnen vor der Wahl zur Verfügung gestellt.

Unterstützen Sie uns dabei, die demokratischen Werte zu stärken und die Europawahl zu einem Erfolg zu machen!

Melden Sie sich noch heute bei der Stadt Dorsten, um Teil des Wahlhelfer*innen-Teams zu werden. Ihre Hilfe zählt!

Mit freundlichen Grüßen

Ein Aufruf der Stadt Dorsten für die Europawahl
geteilt vom Bündnis “Wir in Dorsten gegen Rechts”

Hier der Link zum Onlineformular der Stadt Dorsten

https://www.dorsten.de/rathaus-stadt/verwaltung/pressestelle/pressemitteilungen-februar-2024/europawahl-2024-1

Ralph Gorski

Bündnissitzung am 08.04.2024

Einladung zur Bündnissitzung am 08.04.2024 in Dorsten

Liebe Interessierte, liebe Mitstreiter*innen für die Demokratie,

wir möchten Sie/Euch herzlich zur nächsten Bündnissitzung einladen, die am Montag, den 08.04.2024, von 18.00 bis ca. 20.00 Uhr stattfinden wird. Der Veranstaltungsort ist Raum 120/121 im “Bürgerbahnhof” Dorsten.

Wir freuen uns über Ihr/Euer Erscheinen und bitten aus organisatorischen Gründen wie gewohnt um eine Anmeldung unter info@dorsten-gegen-rechts.de.

Bunte Hände für Vielfalt und gegen Rassismus

Folgende Themen sind für die Sitzung vorgesehen:

  1. Rückblick auf die Veranstaltungen und Aktionen seit dem 26.02.2024:
  • Marktpräsenz und stille Demonstration auf der Lippestraße am 02.03.
  • Banneraktion anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus am 09.03.
  • Büchertische in der Stadtbücherei und der BiBi am See am 09.03.
  • Fem-Rock Festival am 09.03.
  • Lesung von Jakob Springfeld am 19.03.
  • Marktpräsenz zum Thema Europa am 06.04.
  1. Informationen zum Fahnenprojekt im Rahmen der Dorstener Tage für das Grundgesetz.
  2. Ideensammlung für unsere zukünftige Bündnisarbeit.
  3. Arbeitsgruppen für Marktpräsenzen und Aktionen.
  4. Neugestaltung unserer Homepage.
  5. Finanzen.
  6. Sonstiges.

Wir freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Ihnen/Euch und bedanken uns für Ihr/ Euer Engagement.

Mit freundlichen Grüßen,

Euer Team vom Bündnis “Wir in Dorsten gegen Rechts”

Demokratische Parteien wählen – Rede von Lutz Ludwig

Zur Bereitschaft für die Demokratie aufzustehen und sie wach halten.

Fotos Moritz Brilo

Redebeitrag des Ratsherrn Lutz Ludwig, FDP vom 26.01.24 zur Kundgebung “Aufstehen für Demokratie”

Liebe Demokraten.

Es ist faszinierend was man hier sieht und nach all den richtigen und wichtigen Worten möchte ich gerne ein paar persönliche Ansichten mit Ihnen teilen. Ich bin Lutz Ludwig, verantwortlich für die FDP im Rat und wenn ich zurück denke an meine eigene Kindheit, an meine zwei Großväter, so habe ich einen von ihnen erst gar nicht kennengelernt. Dies, weil sie Soldaten im Zweiten Weltkrieg waren. Daraus ergab sich, dass einer nicht wiederkam, der andere sich anscheinend in dieser Zeit sehr wohlgefühlt hat.

Was aber hat dies gebracht? Lügen und schweigen in der Familie und viele offene Fragen und das habe ich als Kind natürlich nicht verstanden.

Ich habe mich dann noch gefragt, warum meine Eltern nicht gefragt haben, warum meine Onkel und Tanten nicht gefragt haben? Es war jedenfalls lange Zeit in diesem Land kein Thema mehr. Das es wiederkehrt, leider so viele Menschen diesen Rückblick jedoch nicht mehr nehmen können wenn sie zurückblicken wollen; es wäre manchmal einfach wichtig und ich für meine Person habe mich dann irgendwann entschieden, politisch wirksam zu werden.

Neben der FDP hätte dies sicherlich auch in anderen Bereichen sein können. Aber es ist wichtig in der heutigen Zeit, in der ich selber zwei Kinder habe, zwei erwachsene Söhne, dass ich diese nicht anschweigen und nicht anlügen muss, da es entweder nichts zu sagen gibt, oder mit Sicherheit das Falsche zu sagen gegeben hätte.

Ich stehe gerade, stehe vor euch hier gerade und das tue ich gegenüber meinen Kindern. Aber das tue ich auch gegenüber jeden anderen draußen. Es freut mich umso mehr, das so viele hier heute Abend in Dorsten aufgestanden und hergekommen sind und zeigen, dass sie all dieses Schweigen und Lügen jedenfalls nicht mitmachen werden. Dass sie laut sind, dass sie ihre Stimme erheben und dass sie ganz klar und deutlich formulieren, wer in diesem Land weiterhin vorangehen sollte.

Ich kann nur immer denjenigen sagen, die meinen sie müssten sich eine Alternative suchen, das es diese gibt. Wenn sie nicht die so genannten Altparteien wählen wollen, so gibt es eben noch reichlich weitere, ebenfalls demokratische Parteien, welche wählbar sind.

Es ist kein Problem diese zu wählen, auch wenn ich mich freue, ebenso wie die Kollegen hier oben, wenn Sie uns in Erwägung ziehen. Aber wir wollen mit Sicherheit niemals das rechtsradikale Parteien, linksradikale oder anders geartete radikale Parteien entsprechend unterstützen werden.

Deswegen ich bin stolz auf Sie alle. Danke dass Sie hier hingekommen sind und bleiben sie dabei.

Lasst uns dat mit in den Alltag nehmen – Rede von Boris Benkhoff

Redebeitrag (wortgetreu) von Boris Benkhoff, DIE PARTEI, Ortgruppe Dorsten, anlässlich der Kundgebung “Aufstehen für Demokratie” am 26.01.2024

Fotos: Moritz Brilo

Ich bin nur hier, weil ich meinen sehr guten Vorsitzenden vertreten muss und das müsst ihr euch jetzt hier leider anhören. Ich hatte den ganzen Tag ein ziemliches Wechselbad der Gefühle. Ich hab gedacht, ich streichle euch über den Kopf und lobe euch. Ihr seid auch zum Glück echt viele und dat mache ich jetzt auch hiermit.
Schön, dass ihr da seid.

Ich wollte eigentlich erst motzen, weil wir Dorsten GEGEN rechts, Aufstehen GEGEN Faschismus und GEGEN den Rechtsruck im Land und in ganz Europa, da machen wir hier wieder irgendwie eine politische Veranstaltung draus und dann ist et „nur“ für Toleranz und Demokratie.

Ah, dat hat mir irgendwie aufgestoßen, aber wenn ich euch jetzt hier stehen sehe finde ich dat absolut super. Ich wünsche mir dat genau so wie meine Vorredner, dass wir diesen Moment und dieses Gefühl für uns behalten und dat mit in den Alltag nehmen. Wenn wir uns hier mal alle fünf Jahre auf einer Großdemo treffen und schlaue Worte sagen, da haben wir leider den Kampf verloren.
Dat heißt wir müssen täglich dagegen arbeiten.

Dankeschön!

Und weil hier alle Parteipolitik machen, noch ein sehr guter Service der sehr guten Partei Die PARTEI Ortsverband Dorsten:
Beobachten sie uns so‘n bissken! Wir werden ziemlich sicher die Ersten sein die deportiert werden. Dat heißt, wenn wir deportiert werden, packt eure Koffer und lauft!

Menschenwürde ein Gottesgeschenk – Rede von Superintendent Steffen Riesenberg

Wir denken noch immer an dieses grandiose Zeichen der Dorstener*innen für unsere Demokratie

Redebeitrag von Superintenden Steffen Riesenberg, ev.Kirche Westfalen, auch im Namen von Dr. Stefan Rüdiger, kath. Pfarrer in St. Agatha und Dechant des Dekanats Dorsten anlässlich der Kundgebung “Aufstehen für unsere Demokratie” am 26.01.2024

Fotos: Moritz Brilo

Da kommt ein Mann zum Himmelstor…

Man erzählt diese Geschichte in Irland.

Es lohnt sich, im Leben für etwas zu kämpfen, für etwas einzustehen. Und was sollte wertvoller sein als die Freiheit? Was sollte wertvollersein als die Menschenwürde?

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland garantiert uns diese Freiheit. Übrigens auch die Freiheit, für das, was uns wichtig ist auf die Straße zu gehen! Es ist so gut, dass wir heute Abend so viele sind!

Der erste Artikel nimmt einen Gedanken auf, den es schon der Bibel gibt. Bei den Psalmen steht: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, das Menschenkind, dass du dich seiner annimmst? Kaum geringer als Gott – so hast du den Menschen geschaffen.

Du schmückst ihn mit einer Krone – so schenkst du ihm Herrlichkeit und Würde. Der Mensch, so heilig wie Gott selbst. Menschenwürde, ein Gottesgeschenk. Für alle! Einfach so, hast du, von Anfang an, Gott sei Dank, so wie jeder Mensch auf dieser Werde.

Deshalb können wir nicht still bleiben, wenn die Menschenwürde in Gefahr gerät. Deshalb können wir nicht auf dem Sofa sitzenbleiben, wenn die Menschenwürde angetastet wird. Antasten: Das heißt ja, es fängt ganz leise und sachte an, vielleicht nur mit Worten und vergifteter Sprache. Dieser Artikel 1 ist ja auch eine Antwort auf die Nazizeit, auf den Holocaust und den zweiten Weltkrieg.

Deshalb werden wir laut und gehen raus, wenn Rechtsradikale und Faschisten in diese Zeit zurückwollen! Wenn in diesem Land Rechtspopulisten und Rechtsextreme Pläne schmieden, Millionen Menschen ins Ungewisse oder in den Tod zu deportieren –wieder einmal, weil sie fremd und anders sind, dann müssen wir denen das Handwerk legen.

Wir müssen es bei den nächsten Wahlen tun, und ich finde, wir müssen es auch mit den Möglichkeiten tun, die das Grundgesetz dafür bietet. Der Artikel 1 des Grundgesetzes sagt uns auch: Es geht hier nicht um meine eigene Würde. Dass die unantastbar ist, das leuchtet uns allen sofort ein. Es geht um die Würde derer, die ganz anders sind als ich. Die anders denken, anders leben. Und wenn es um die Grundrechte geht, dann müssen wir Demokraten uns über alle Grenzen hinweg versammeln.

Ich finde nicht alle Plakate gut, die ihr heute Abend mitgebracht habt. Aber ich würde jederzeit für euer Recht kämpfen, zu demonstrieren für das, was euch wichtig ist!

In Bottrop, wo ich wohne, gehen manchmal montags noch so genannte Querdenker durch die Straßen. Und die Plakate, die Sprüche, die sie rufen, die Musik – ich finde es abscheulich! Und gleichzeitig bin ich froh, in einem Land zu leben, in dem sie das dürfen, in dem auch ihre Würde unantastbar ist.

Demokratie heißt auch, manches auszuhalten. Dafür kämpfen heißt, mit Narben zu rechnen. Die Alternative ist keine, das merke ich schnell, wenn ich sie zu Ende denke.

Pfarrer Martin Niemöller, der als Pfarrer gegen die Nazis predigte und dann Jahre im Konzentrationslager war, der hat es so formuliert, und ihr könnt euch leicht selbst darin eintragen:

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Also, liebe Leute hier in Dorsten, lasst uns nicht schweigen. Lasst uns nicht zu Hause bleiben. Lasst uns rausgehen und laut sein, wenn die Menschenwürde angetastet wird. Lasst uns protestieren auch für die Freiheit der anderen. Das ist die beste Art, dankbar zu sein für die Freiheit, in der wir leben, und für dieses Gottesgeschenk, diese Krone, die wir einfach so bekommen haben. Gott sei Dank, alle Menschen auf der Erde: die Würde, ein Mensch zu sein.I

Ich danke euch!



Demonstration in Marl – Dorstener Bündnis aktiv

Ein Beitrag mit Fotos von Ralph Gorski

Das Bündnis Dorsten gegen Rechts nahm am 24. Februar 2024 aktiv an der Demonstration gegen den Landesparteitag der AfD in Marl Sinsen teil. Rund 2000 Teilnehmer, darunter zahlreiche Gruppen, Verbände und Parteien aus Marl, Dorsten, Recklinghausen und den umliegenden Gemeinden, setzten ein starkes Zeichen gegen rechtspopulistische Tendenzen und positionierten sich gegenüber der politischen Agenda der AfD.

Besonders erwähnenswert ist die engagierte Teilnahme des Bündnisses Dorsten gegen Rechts, das eigens mit einem gemieteten Reisebus angereist ist, um Solidarität und gemeinsamen Widerstand zu demonstrieren. Die breite Unterstützung aus verschiedenen Städten und Regionen verdeutlicht, dass demokratische Kräfte zusammenstehen, um extremistischen Ideologien entschieden entgegenzutreten.

Die Teilnahme an der Demonstration unterstreicht das klare Bekenntnis des Bündnisses Dorsten gegen Rechts zu demokratischen Werten, Vielfalt und Toleranz. Gemeinsam setzen wir uns für eine offene und inklusive Gesellschaft ein und lehnen jegliche Form von Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit entschieden ab.

Wir danken allen Teilnehmer*innen für ihre Unterstützung und bekräftigen unseren festen Willen, uns weiterhin für eine demokratische, solidarische und weltoffene Gesellschaft einzusetzen.

“Über heute hinaus” – Rede von Andreas Hatting

Redebeitrag von Andreas Hatting anlässlich der Kundgebung “Aufstehen für Demokratie” am 26.01.2024

Immer wieder lässt die AfD Versuchsballons steigen, um die Grenzen des Sagbaren auszutesten.
Die Potsdamer Gespräche über die Remigration? – Sind doch nur Gespräche…
Die Parteispitze relativiert, rückt zurecht, distanziert sich hier und da.
So wollen sie die stramm Rechten im Land bei Laune halten und die bürgerliche Mitte beruhigen.

Wir aber sind mehr als beunruhigt:
Die AfD verachtet bereits jetzt den Verfassungsschutz.
Frau Weidel bezeichnete ihn als „komplett durchgedrehte Behörde“.
Herr Höcke hat Zukunftspläne geäußert. Er will in Thüringen im Falle eines Wahlsieges den Verfassungsschutz umkrempeln.
Er will die Medienlandschaft verändern. Den Klimaschutz beenden.
Was passiert, wenn die AfD in den Parlamenten Gesetze beeinflussen kann oder gar Regierungen stellt?
Das kommt politischen Horrorvisionen gleich.

Daher ist jetzt die Zeit, einzutreten für unsere Demokratie und Verfassung.
Das machen wir heute!
„Die Straße kann die AfD dahin schieben, wo sie hingehört: an den äußersten Rand unseres Gemeinwesens“. Das schrieb ein Kommentator der Dorstener Zeitung.

Aber darüber hinaus:
Typisches AfD- Sprech, rassistische Entgleisungen, plumpe Politikerbeleidigungen, aber auch Verschwörungsmythen über die da oben dürfen im Alltag nicht unwidersprochen bleiben.
In keiner WhatsApp-Gruppe, in keinem Gespäch, an keinem Stammtisch, auch nicht im Verein oder am Arbeitsplatz!

Klärt die auf, die meinen, mit ihrer Stimme für die AfD den „etablierten“ Parteien einen Denkzettel zu verpassen!
Wenn sie erstmal den Fuß so richtig in der Tür haben, gibt es kaum ein Zurück!
Schaut euch die USA an mit Herrn Trump, dem Wiedergänger!
Schaut nach Polen, wo Herr Tusk sich mit den Folgen von acht PIS- Jahren abmüht!
Schaut nach Ungarn, wo Herr Orban ganz offen von einer illiberalen Demokratie spricht!

“Wir werden euch beschützen” – Redebeitrag von Landrat Bodo Klimpel

Redebeitrag von Landrat Bodo Klimpel anlässlich der Kundgebung vom 26.01.2024 “Aufstehen für unsere Demokratie”

Textauszug – es gilt das gesprochene Wort

Fotos Moritz Brilo

In diesen Tagen hier oben stehen zu dürfen, bewegt mich zutiefst.

Ich blicke auf großen Menschenmassen, die auf die Straße gehen, die aufstehen, die Ihre Stimme erheben und die deutlich machen: Für die rechtsradikalen und menschenverachtenden Pläne der AfD und weiteren Rechtsextremen gibt es null Akzeptanz in unserer Gesellschaft!

Ich bin in diesen Tagen unfassbar stolz, Bürger und Landrat des Kreises Recklinghausen zu sein.

In all unseren zehn Städten haben tausende Menschen, Vereine, Verbände, Gewerkschaften und Parteien deutlich Stellung bezogen haben. Sie alle haben deutlich gemacht: Wir sind mehr!

Lasst uns laut für unsere Freunde aus Haltern am See, Datteln, Waltrop und Marl klatschen, die an diesem Wochenende ebenfalls protestieren. Sendet einen großen Applaus an unsere Freunde aus Gladbeck, Recklinghausen, Oer-Erkenschwick, Castrop-Rauxel und Herten, die in den vergangenen Tagen bereits demonstriert haben.

Aus der großen schweigenden Masse ist endlich eine laute geworden. Und die Botschaft ist unmissverständlich: Nazis raus aus Dorsten, Nazis raus aus dem Kreis Recklinghausen.

Die aufgedeckten Pläne zu einem Geheimtreffen von Rechtsextremen, bei dem über die Abschiebung von Millionen Menschen aus unserem Land fantasiert wurde, erinnern an die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte.

Wieder greifen Nationalsozialisten in unserem Land nach der Macht. Wieder sollen Menschen, die nicht dem Bild einer völkischen Ideologie entsprechen, aus unserer Gesellschaft „entfernt“ werden. Menschen, die in der Mitte unserer Gesellschaft stehen.

Es betrifft unsere Freunde, Familienmitglieder, Teammitglieder aus Sportvereinen, Arbeitskollegen und, und und. Auch in meinem engsten Umfeld arbeiten Menschen mit Migrationshintergrund.

Es ist fast ein überaus beschämendes Gefühl, wenn ich diese Menschen in diesen Tagen fragen muss, ob es ihnen gut geht, ob sie besorgt sind oder sich in ihrer eigenen Heimat bedroht fühlen.

Gleichwohl sie in diesem Land geboren sind und sich bislang immer als Deutsche gefühlt haben.

Diesen Menschen sind wir es schuldig, dass wir deutlich machen: Ein Angriff gegen Euch ist auch ein Angriff gegen jeden von uns.

Wir geben Euch ein Versprechen: Wir werden Euch beschützen!

Wir werden die Menschen beschützen,

die in der Pflege unsere Kranken versorgen,

die sich als Erzieher in unseren Kitas um unsere Kinder kümmern,

die als Polizisten oder Feuerwehrleute für unsere Sicherheit einstehen,

die als Lehrer unsere Schülerinnen und Schüler ausbilden,

die in unseren Verwaltungen wichtige Position besetzen,

die uns in Kunst, Kultur und Sport begeistern und bereichern.

Wir werden Euch beschützen!

Euch allen danke ich, dass Ihr heute zusammengekommen seid und deutlich macht: Wir alle stehen für eine Gesellschaft, in der Toleranz, Vielfalt, Solidarität und Zusammenhalt.

Dieser Protest darf nicht enden, sondern muss erst der Anfang sein. Geschichte darf sich nicht wiederholen – nie wieder!

  1. Ihr Lieben, wir kommen zu beiden Vorträgen und freuen uns auch sehr darauf, bzw. sind auch sehr gespannt. Schönes Wochenende…

Die wache Zivilgesellschaft ist da – Rede von Hermann Kuhl

Hermann Kuhl anlässlich unserer Kundgebung am 26.01.2024

“Aufstehen für unsere Demokratie”

“Ich, Hermann Kuhl, spreche hier und heute für das Bündnis “Wir in Dorsten gegen Rechts”.
So viele, so eine große Zahl, diese riesige Anzahl an Teilnehmer*innen dieser Kundgebung, das ist bemerkenswert:

Die wache Zivilgesellschaft ist da! Das ist befreiend.

Im Sommer des letzten Jahres stand ich während einer Fahrradreise durch Deutschland auf dem ältesten jüdischen Friedhof Europas – in Worms. Der Ort heißt „Heiliger Sand“. Ich stand dort und meine Augen schweiften über die schiefen Grabsteine bis zum Dom der Stadt. Stille, Trauer, Erinnerung und Frustration machten sich in mir breit.

Ich habe da gestanden, der Blick über die gemarterten Gräber, das Gefühl der existentiellen Ohnmacht, so gottverlassen, ratlos.

… und dann dies:

Bei einem konspirativen Treffen haben einflussreiche AfD-Politiker mit Rechtsextremen einen rassistischen Plan besprochen: Millionen Menschen mit Migrationshintergrund sollen aus Deutschland abgeschoben werden.

Und es wird hier noch klarer: Der sozialpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion René Springer:
„Wir werden Ausländer in ihre Heimat zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimplan. Das ist ein Versprechen.“


Wieder einmal schleicht der Teufel durch die Straßen dieses Landes.

Die alten Wunden bluten wieder. Seit der ersten Stunde verbreiten sie den Gifthauch der Intoleranz und dies kalte Fieber der Angst.

Sie nennen es Remigration, doch was sie meinen ist kein Abenteuerprogramm im „Wilden Kurdistan“. Das, was sie uns bringen, ist:  Deportation, Verschleppung, Pogrom und vor dem Hintergrund unserer Geschichte wissen wir, was hier droht und nie wieder geschehen darf:

Riesige Eskalationsgebirge, tiefseeschwarze Lichtlosigkeit, die barbarische Fratze der Tyrannei.

Diese Fratze jedoch konnte demaskiert werden und die aberwitzigen Wahnvorstellungen der AFD haben „das Fass zum Überlaufen“ gebracht! Deshalb sind wir hier –

Die Nazis haben sich entzaubert, nun löst sich die Nacht auf.

Wir sind nicht allein, hunderttausende sind dieser Tage im ganzen Land auf die Straßen gegangen, denn viele Menschen spüren durch das Bekanntwerden des Potsdamer Geheimtreffens, dass da tatsächlich eine Umordnung der demokratischen Lebensverhältnisse droht. „Und das, was da droht, unsere Nachbarschaft betrifft, unsere Kollegen und Kolleginnen, unsere Freunde und Freudinnen, unsere Familien – und das wollen wir nicht hinnehmen“.

Rassistische Hetze bzw. totalitäre Fantasien haben in Dorsten keinen Platz und wir machen deutlich, wir sind eine große Gruppe, alle haben die gleiche Überzeugung und wollen sich engagieren. Das ist ein Signal für Stärke.

Wir sind heute hier, weil wir nicht mehr den Mund halten wollen!

Wir sind ein demokratischer Fanblock.
Die ganze Stadt im Auftrag der Zuversicht, für das, was wirklich zählt:

Die ausgestreckte Hand der Freundschaft: Ein virtuoser Kraftraum der Verbundenheit aller aufrechten Menschen.

Das sind die, die hier auf dem Marktplatz stehen, um ein Zeichen gegen den aufkeimenden Nazismus zu setzen.

Das sind die, die eine Stadt zusammenhalten.

Die, die ehrenamtlich Gemeindefeste, Sportevents oder religiöse Aktivitäten organisieren,

die, die zur Erinnerungsarbeit einladen,

die, die bei Schützenfesten, Stadtfesten, Heimatfeiern oder dörflichem Beisammensein mitwirken,

die, die in Vereinen, Gruppen, Verbänden, Gewerkschaften, Kirchen oder Moscheen integrierend wirken,

die, die als Fremde zu uns kamen und heute unser Gemeinwesen mittragen,
die, die dem Bürgermeister beistehen, wenn er von bestimmten Leuten als Lügenvertreter und Hitlerjunge beschimpft wird.

Also: die zahllosen Menschen in unserer Stadt, die tagtäglich in ihrem privaten Umfeld gegen Egoismus, Ignoranz und Dummheit einstehen.

Menschen, wie all die, die sich hier versammelt haben!

Das macht Mut!

Vertrauen wir somit auf:

Unsere Fähigkeit Ängste zu überwinden.

Unsere Courage, denn nur die ermöglicht Integrität, Aufrichtigkeit, Kreativität und Vertrauen. Ohne Mut gäbe es keine eigene Meinung, keine unkonventionellen Entscheidungen, kein Ausbrechen aus der Routine, keinen Pioniergeist, kein Wachstum.

Und besinnen wir uns auf einen Satz von unserem Bürgermeister:

„Verstand und Solidarität sind unsere größten Waffen“

Das sind keine Trickvokabeln

Diese Worte, liebe Versammelte, sollten der Jetstream unserer aktuellen Situation sein, eine Höhenströmung, von der wir uns alle erfassen lassen sollten und für die es keine besseren Worte gibt.

„Verstand und Solidarität sind unsere größten Waffen“



Aufstehen für unsere Demokratie

Wir laden alle Bürgerinnen und Bürger, Parteien, Verbände und Vereine sowie Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich ein, sich am kommenden Freitag zu einer Kundgebung zu versammeln.

26.01.2024
17.30 Uhr
Marktplatz Dorsten

Wir wollen ein klares Zeichen für die Demokratie setzen und richten uns entschieden gegen jegliche Form von Rechtsextremismus. In einer Zeit, in der die demokratischen Werte herausgefordert werden, möchten wir gemeinsam ein starkes Signal für Toleranz, Vielfalt und Zusammenhalt setzen.

Die Veranstaltung soll eine Plattform für Bürgerinnen und Bürger bieten, um ihre Stimme zu erheben und sich aktiv für eine demokratische Gesellschaft einzusetzen. Gemeinsam wollen wir verdeutlichen, dass Dorsten für Weltoffenheit und Solidarität steht.

Gemeinsam können wir ein starkes Zeichen für eine offene und
demokratische Gesellschaft setzen.

Die LINKE über Rassismus, Integration und Rechts(extremismus)

Ein Beitrag von Luisa Altegoer vom 8. August 2021

In Hinblick auf die Bundestagswahl im September wollte unser Bündnis wissen, wie die verschiedenen Parteien zu den Themen Rechts, Rassismus und Integration stehen bzw. wie sie sich bei diesen Themen engagieren. Hierfür hat sich eine Arbeitsgruppe aus den drei jungen Studentinnen Alicia Benning, Hannah Hortlik und Luisa Altegoer gebildet. Sie haben mit allen demokratischen Parteien, die im Rat der Stadt Dorsten vertreten sind, ein Interview geführt. In den kommenden Beiträgen sollen nun die Kernaussagen dieser Gespräche vorgestellt werden. Die Reihenfolge der Veröffentlichung stellt hierbei keine politischen Präferenzen dar, sondern orientiert sich lediglich an den Zeitpunkten der einzelnen Interviews. Was ist den Parteien wichtig, wofür setzen sie sich ein? Machen Sie sich selbst ein Bild!

Das nächste Gespräch haben wir mit der LINKEN geführt und hierfür mit Lisa Ellermann und Wilhelm Zachraj gesprochen. Lisa Ellermann ist für die kommende Bundestagswahl die Direktkandidatin des Wahlkreises Dorsten, Bottrop und Gladbeck und Wilhelm Zachraj der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat.

Unsere Gesprächspartner:innen definieren Rassismus als eine strukturelle Diskriminierung von Minderheiten, welche rein auf ihre ‚Rasse‘ reduziert würden; es würde versucht, Personen in ‚Rassen‘ einzuordnen, was jedoch völliger Unsinn sei. Es gebe überall Rassismus, dies beginne häufig schon im Kindergarten. Dies läge jedoch nicht an den Kindern, sondern an den Eltern, die ihren Kindern solche rassistischen Überzeugungen mitgeben würden. Ellermann erzählt, für sie sei Rassismus schwer zu erklären und nicht verständlich, sie sei anders erzogen worden und habe nie zwischen Menschen unterschieden. Die Befragten positionieren sich ganz klar gegen Rassismus und Ellermann betont: „Ich persönlich bin auch strikt gegen das Denken innerhalb von Rassen – wir sind alle Menschen. Wenn ich mitbekomme, dass jemand Rassismus erfährt, gehe ich gerne dazwischen und stehe als erste auf.“

Die Situation in der Bundesrepublik trage zur Entstehung von Rassismus bei. Es gebe viele ‚Verlierer‘ – Personen, die arbeitslos seien oder andere Probleme hätten. Diese würden nach Schuldigen für ihre eigene Situation suchen und sich hierfür meist die Schwächsten der Gesellschaft suchen, welche häufig Geflüchtete seien. Außerdem werde Rassismus dadurch aufrechterhalten, dass aufgeschnappte Vorurteile weiterverbreitet und verallgemeinert würden. Man könne nur dagegenwirken, wenn man, sobald man so etwas bemerke, statt zu schweigen direkt aufstehe und dagegenhalte. Es seien nicht Geflüchtete, die alles schlecht machten, die Probleme habe es vorher schon gegeben. Die Politik habe die Verantwortung, die sozialen Fragen zu beantworten und müsse hart und öffentlich gegen Rassismus arbeiten; dies geschehe jedoch leider zu selten. Führende Politiker:innen trügen zu dem Problem bei, manche Aussagen von Minister:innen oder von Bundestagsmitgliedern würden bekannte Vorurteile schüren und die Situation verschlechtern.

Neben Alltagsrassismus gebe es in Dorsten auch strukturellen Rassismus, z.B. bei der Polizei. Es sei jedoch wichtig zu differenzieren: Es gebe strukturellen Rassismus bei der Polizei, deswegen sei jedoch nicht jede:r Polizist:in rassistisch. Gefährlich werde es jedoch, wenn Personen, welche ein Machtmonopol innehätten, rassistisch sprechen und handeln würden.

Zachraj berichtet von einer syrischen Familie in Barkenberg, die er selbst betreue. Dort würde er sehen, welche Probleme diese hätten. Unsere Gegenüber fordern, in Deutschland, insbesondere aber auch in Dorsten müsse mehr für die Integration Geflüchteter getan werden. Dies könne neben der Schule auch durch Hobbies oder Sport geschehen. Es müsse mehr Sozialarbeit passieren. Es reiche nicht aus, Kindern das Rechnen beizubringen, Kinder hätten vielfältige Bedürfnisse. Wenn jemand sich rassistisch äußere oder handle, müsse man die Person darauf aufmerksam machen – häufig geschehe dies unbewusst und wenn man die Personen darauf hinweise, könnten sie daraus lernen. Außerdem müssten rassistische Vorfälle öffentlich gemacht werden.

Auf Kommunalebene sei der Handlungsspielraum bezüglich vieler Probleme begrenzt, hier müssten sich auf Bundesebene Gesetze verändern: Die Rechte von Minderheiten müssten geschützt werden und ein neutraler Untersuchungsausschuss zur Untersuchung rechter Organisationen etabliert werden. Das Thema Rassismus müsse dauerhaft in der Öffentlichkeit besprochen werden, damit es aktuell bleibe und auch von nicht betroffenen Mitbürger:innen nicht vergessen werde. Dorsten bräuchte mehr Sozialarbeit und mehr Integration für Familien, auch sollten zukünftig z.B. muslimische Beisetzungen gestattet werden. Das Nachhilfe-Angebot für geflüchtete Kinder sei hingegen schon sehr vielfältig und gut.

Bei Integration ginge es nicht nur um Menschen mit Migrationshintergrund, sondern um jeden Menschen, der in eine Gesellschaft aufgenommen werde. Integration geschehe an allen Stellen, es gehe darum, eine:n Dazukommende:n offen aufzunehmen und freundlich zu begrüßen und ihm:ihr nicht abweisend gegenüber zu stehen.

Es müssten Möglichkeiten geschaffen werden, dass Kinder in Schulen leicht(er) Hilfe bekommen. Kindern und Jugendlichen müsse eine leichtere Integration in den Schulen ermöglicht werden, aber auch neben der Schule müssten Kontaktpunkte geschaffen werden. Solche Angebote müssten auch in Corona-Zeiten geschaffen werden. Ein Kulturaustausch sei für alle Beteiligten bereichernd. Vorurteile ließen sich am besten im direkten Gespräch abbauen, regelmäßige Infostände würden hierfür eine Gesprächsplattform bieten – diese hätte es aufgrund von Corona in letzter Zeit leider weniger gegeben. Jedoch würde die LINKE auch auf ihrer Homepage und auf Facebook regelmäßig Themen wie Integration oder Rassismus aufgreifen. Einige Parteimitglieder engagieren sich auch in unserem Bündnis, außerdem habe die Partei z.B. mehrfach in Barkenberg an einem Spielplatz ein Sommerfest organisiert, welches auch zum Austausch angeregt habe. Bezüglich des Integrationsrats sehen unsere Gesprächspartner:innen noch Verbesserungsbedarf – dieser habe für die Verwaltung und eine Mehrheit des Rats leider nicht die Bedeutung, die ihm zukommen müsste.

Angesprochen auf die Diversität der Stadt Dorsten und ihrer Verwaltung sagen unsere Gegenüber, von Menschen mit Migrationshintergrund wüssten sie nichts. Die LINKE setze sich jedoch dafür ein, die Diversität zu erhöhen, auch bezüglich des Frauenanteils in der Politik. Sie selbst hätten eine weibliche Doppelspitze, ihre Liste    sei paritätisch gestaltet, sprich die Hälfte der Plätze sei mit Frauen besetzt. Frauen würden sich in ihrer Partei wohlfühlen, da feministische Politik offen gestaltet werden könne. Sie wünschen sich eine höhere Diversität, sobald Menschen bereit seien, sich zu engagieren, sei dies jederzeit und immer möglich.

Die Befragten beschreiben Personen, die im rechten Spektrum aktiv sind, als rassistisch, homophob und sexistisch. Rechts gehe immer gegen andere Menschen und Minderheiten und stehe für Demokratiefeindlichkeit. In der Konfrontation mit Rechten müsse man immer freundlich und sachlich bleiben, bei diskriminierenden Aussagen müsse ein Gespräch aber unterbrochen werden, da dies dann zu nichts führen würde. Wenn rechte Aussagen getätigt werden, müsse man klar gegen diese eintreten. Bei schwankenden Wähler:innen könne es helfen, zum Nachdenken anregende Fragen zu stellen, um diese zum Umdenken zu bringen. Die Arbeit an Infoständen sei gut geeignet, um Bürger:innen aufzuklären und in den Dialog zu kommen. Aber auch zur Verfügung stehende Medien müssten genutzt werden, z.B. könnte auf Social Media auf bestimmte Themen aufmerksam gemacht werden. Insbesondere junge Menschen, die diese viel nutzten, könnten hierüber gut erreicht werden.

Auch auf Bundesebene müsse mehr gegen Akteure des rechten Spektrums unternommen werden, so forderten unsere Gegenüber z.B. die Freigabe der NSU-Akten oder das Verbot neonazistischer Organisationen. Neonazistische Veranstaltungen und Treffen oder auch rechte Festivals sollten konsequenter verboten werden. Verbote für die rechte Szene seien wichtig, dies stehe so auch im Grundgesetz. Ein grundsätzliches Verbot demokratiefeindlicher Parteien sei jedoch nicht der richtige Weg. Würde man alles verbieten, würden bestimmte Dinge im Untergrund geschehen. So habe man besser im Blick, was passiere. Unsere Gesprächspartner:innen bezweifeln, dass die gesamte AfD faschistisch sei, die faschistischen Teile der Partei müssten jedoch klar verboten werden. Wie man die Zustimmung für solche Parteien bekämpfen könne, sei eine schwierige Frage. Schaue man sich jedoch z.B. die Arbeit der AfD-Fraktion im Stadtrat an, sei dies auf gewisse Weise auch selbsterklärend – die Fraktion würde sich dort schon sehr gut lächerlich machen. Um wankende Wähler:innen zu überzeugen, könne es manchmal auch schon reichen, sie mit Zitaten der AfD zu konfrontieren. Da gebe es ausreichend Zitate, die z.B. klar homophob oder sexistisch seien. Die Menschen würden dies häufig gar nicht mitbekommen, würden sie diese dann aber lesen oder hören, würde das oft schon ausreichen. Man dürfe die Menschen nicht manipulieren, sondern man müsse sie überzeugen. Den einen goldenen Weg gebe es da nicht, aber man müsse Gespräche führen, aufklären, informieren.

Bezüglich der Berichterstattung in den Medien sieht Herr Zachraj ein Ungleichgewicht, die Dorstener Zeitung sei überrepräsentierend, was Aktivitäten der AfD angehe. Hier wünsche er sich, dass ähnlich viel über die Aktivitäten der Dorstener LINKEN berichtet werde. Wenn es um Straftaten gehe, sei es für Journalist:innen häufig sehr wichtig, die Hautfarbe oder Herkunft von Täter:innen zu nennen. Z.B. habe beim Messerangriff in Würzburg (25.06.2021) ein hoher Fokus auf der Herkunft des somalischen Täters gelegen, während seine psychische Erkrankung stark in den Hintergrund getreten sei. Bei dem Anschlag von Hanau (19.02.2020), wo der psychisch erkrankte Täter Deutscher war, sei es genau andersherum gewesen. Hinsichtlich der Berichterstattung und des Diskurses in den sozialen Netzwerken stellen unsere Gegenüber fest, dass viele Menschen die Anonymität des Internets zu sehr genießen würden. Diskussionen im Internet könne man leider nicht gewinnen.

Ein Anstieg politisch motivierter Straftaten sei zu merken, dies würde auch etwas ängstlich stimmen. Hiervon dürfe man sich aber nicht einschüchtern lassen. Auch hier müsse mehr auf bundespolitischer Ebene geschehen, auch wenn die Strafverfolgung teils durch die Anonymität des Internets erschwert sei. Minderheiten müssten aber besser geschützt werden. Außerdem bedürfe es neutraler Untersuchungsausschüsse, um z.B. sogenannte „Einzelfälle“ bei der Polizei aufzuklären. Es sei wichtig hinzuschauen.

Wir beendeten das Gespräch mit der Frage, wie die LINKE gewährleisten will, dass – um Rassismus und Rechtsextremismus zu bekämpfen – es auch in Zukunft attraktiv bleibt, demokratische Parteien zu wählen.

Unsere Gesprächspartner:innen weisen auf die vielen Alleinstellungsmerkmale der LINKEN hin. Mit ihrer Sozial-, Umwelt, Wirtschafts- und Friedenspolitik hätten sie ein breites Angebot, was unbestechlich und unübertroffen sei. Auch mit ihren grünen Angeboten und Zielen auf Kommunalebene seien sie z.B. weiter als die Grünen. Dieses Angebot mache es attraktiv, die Partei zu wählen. Das Wichtigste sei jedoch nicht das Mitwirken in einer bestimmten Partei, sondern generell politisch aktiv und engagiert zu sein. Hierfür müsse der Weg zur Politik attraktiv gemacht werden. Wenn Politik ordentlich vermittelt würde, sei der Weg zu demokratischer Politik geebnet. Zum Abschluss des Gesprächs betont Lisa Ellermann: „Ich möchte jungen Menschen eine Stimme geben und ihnen zeigen, dass auch junge Menschen einen Weg in der Politik finden können.“

Wir bedanken uns noch einmal bei der LINKEN für dieses aufschlussreiche Gespräch! Wir hoffen, Ihnen einige interessante Einblicke gegeben zu haben! Wenn Sie neugierig geworden sind, was die anderen Parteien in unseren Gesprächen gesagt haben, lesen Sie gerne auch unsere anderen Artikel!