Lesung: Unter Nazis – Jung, ostdeutsch und gegen Rechts

Junger Zwickauer setzt ein Zeichen gegen Rechtsextremismus: Jakob Springfeld präsentiert sein Buch im Jüdischen Museum Westfalen

Der junge Aktivist Jakob Springfeld teilte im Jüdischen Museum Westfalen seine Lebensgeschichte und seinen Kampf gegen den Rechtsextremismus mit den Besuchern. Bei einer bewegenden Veranstaltung las er aus seinem gerade veröffentlichten Buch, das er zusammen mit dem Journalisten Issio Ehrich geschrieben hat.

Springfeld, der in Zwickau aufgewachsen ist, sprach offen über die Herausforderungen seiner Jugend in einer Stadt, die zunehmend von rechtsextremen Einstellungen geprägt war. Er erzählte von Rassismus und offener Nazi-Symbolik, mit der er und andere konfrontiert waren. Dadurch verdeutlichte er die Ernsthaftigkeit der heutigen politischen und sozialen Lage.

Der Wendepunkt hin zum Aktivismus kam für Springfeld mit der Gründung der Zwickauer “Fridays for Future”-Gruppe. Schnell wurden er und seine Mitstreiter Zielscheibe rechtsextremer Anfeindungen, was die untrennbare Verbindung zwischen Umweltschutz und dem Kampf gegen Rechtsextremismus verdeutlichte.

Jakob Springfeld liest im Jüdischen Museum Westfalen

Bei der Veranstaltung teilte der engagierte junge Mann persönliche Anekdoten und las Auszüge aus seinem Buch vor, in denen er auch seine Zweifel und Ängste nicht verschwieg. Seine klare Botschaft lautete: “Ich gebe den Rechten keinen Raum.” Damit steht er symbolisch für eine junge Generation in Ostdeutschland, die sich entschieden gegen das Erbe des Rechtsextremismus stellt und für eine vielfältige und tolerante Gesellschaft eintritt.

Sein Buch “Unter Nazis: Jung, ostdeutsch und gegen Rechts” ist nicht nur ein Zeugnis des Widerstandsgeistes, sondern bietet auch eine gründliche Analyse der sozialen Bedingungen, die Rechtsextremismus begünstigen. Dabei werden auch die vielfältigen Widerstände, mit denen Aktivisten konfrontiert sind, nicht ausgespart. Die Darstellung der unterschiedlichen Hintergründe der Jugendlichen, die sich dieser Bewegung anschließen, zeigt eine breit aufgestellte Bewegung, die sich der extremistischen Bedrohung entgegenstellt.

Das Buch ist somit nicht nur ein Ausdruck individuellen Muts, sondern auch eine unverzichtbare Quelle für jeden, der tiefer in die komplexen Gegebenheiten Ostdeutschlands und die dortigen politischen sowie sozialen Strömungen eintauchen möchte. “Unter Nazis” ist eine bedeutende Lektüre, die das Bewusstsein stärkt und zur aktiven Auseinandersetzung mit einem der drängendsten Probleme unserer Zeit ermutigt.

Demokratische Parteien wählen – Rede von Lutz Ludwig

Zur Bereitschaft für die Demokratie aufzustehen und sie wach halten.

Fotos Moritz Brilo

Redebeitrag des Ratsherrn Lutz Ludwig, FDP vom 26.01.24 zur Kundgebung “Aufstehen für Demokratie”

Liebe Demokraten.

Es ist faszinierend was man hier sieht und nach all den richtigen und wichtigen Worten möchte ich gerne ein paar persönliche Ansichten mit Ihnen teilen. Ich bin Lutz Ludwig, verantwortlich für die FDP im Rat und wenn ich zurück denke an meine eigene Kindheit, an meine zwei Großväter, so habe ich einen von ihnen erst gar nicht kennengelernt. Dies, weil sie Soldaten im Zweiten Weltkrieg waren. Daraus ergab sich, dass einer nicht wiederkam, der andere sich anscheinend in dieser Zeit sehr wohlgefühlt hat.

Was aber hat dies gebracht? Lügen und schweigen in der Familie und viele offene Fragen und das habe ich als Kind natürlich nicht verstanden.

Ich habe mich dann noch gefragt, warum meine Eltern nicht gefragt haben, warum meine Onkel und Tanten nicht gefragt haben? Es war jedenfalls lange Zeit in diesem Land kein Thema mehr. Das es wiederkehrt, leider so viele Menschen diesen Rückblick jedoch nicht mehr nehmen können wenn sie zurückblicken wollen; es wäre manchmal einfach wichtig und ich für meine Person habe mich dann irgendwann entschieden, politisch wirksam zu werden.

Neben der FDP hätte dies sicherlich auch in anderen Bereichen sein können. Aber es ist wichtig in der heutigen Zeit, in der ich selber zwei Kinder habe, zwei erwachsene Söhne, dass ich diese nicht anschweigen und nicht anlügen muss, da es entweder nichts zu sagen gibt, oder mit Sicherheit das Falsche zu sagen gegeben hätte.

Ich stehe gerade, stehe vor euch hier gerade und das tue ich gegenüber meinen Kindern. Aber das tue ich auch gegenüber jeden anderen draußen. Es freut mich umso mehr, das so viele hier heute Abend in Dorsten aufgestanden und hergekommen sind und zeigen, dass sie all dieses Schweigen und Lügen jedenfalls nicht mitmachen werden. Dass sie laut sind, dass sie ihre Stimme erheben und dass sie ganz klar und deutlich formulieren, wer in diesem Land weiterhin vorangehen sollte.

Ich kann nur immer denjenigen sagen, die meinen sie müssten sich eine Alternative suchen, das es diese gibt. Wenn sie nicht die so genannten Altparteien wählen wollen, so gibt es eben noch reichlich weitere, ebenfalls demokratische Parteien, welche wählbar sind.

Es ist kein Problem diese zu wählen, auch wenn ich mich freue, ebenso wie die Kollegen hier oben, wenn Sie uns in Erwägung ziehen. Aber wir wollen mit Sicherheit niemals das rechtsradikale Parteien, linksradikale oder anders geartete radikale Parteien entsprechend unterstützen werden.

Deswegen ich bin stolz auf Sie alle. Danke dass Sie hier hingekommen sind und bleiben sie dabei.

“Unter Nazis. Jung, ost- deutsch, gegen rechts”

“Unter Nazis. Jung, ost- deutsch, gegen rechts” – Lesung von Jakob Springfeld im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten

Das Bündnis “Wir in Dorsten gegen Rechts” und das Jüdische Museum Westfalen laden herzlich zu einer Lesung mit Jakob Springfeld ein. Die Veranstaltung mit dem Titel “Unter Nazis. Jung, ost- deutsch, gegen rechts” findet am 19. März 2024 um 19:00 Uhr im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten statt.

Gemeinsam mit dem Journalisten Issio Ehrich präsentiert der Zwickauer Klima- und Antifa-Aktivist Jakob Springfeld sein Buch “Unter Nazis”, in dem er seine persönliche Geschichte und die harte Realität junger Antifaschist*innen in Städten wie Zwickau schildert. Dabei werden Themen wie Drohungen, Gewalt und Angst, aber auch die Möglichkeit progressiver Veränderungen in solchen Städten beleuchtet.

Die Lesung wird kostenlos angeboten, jedoch ist eine Anmeldung unter dem Vermerk “Jakob Springfeld” bei ki@kreis-re.de erforderlich. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum Recklinghausen und dem Bündnis “Wir in Dorsten gegen rechts” im Rahmen der “Internationalen Wochen gegen Rassismus” statt.

Wir laden alle Interessierten herzlich ein, an dieser Lesung teilzunehmen, Jakob Springfeld bei seiner Lesung zu erleben und im Anschluss mit ihm über das Erlebte ins Gespräch zu kommen.

Zur Person: Jakob Springfeld ist ein Klima- und Antifa-Aktivist aus Zwickau. Gemeinsam mit dem Journalisten Issio Ehrich hat er das Buch “Unter Nazis” geschrieben, in dem er seine persönliche Geschichte und die Realität junger Antifaschist*innen in Ostdeutschland thematisiert. Springfeld setzt sich für eine laute Stimme der ostdeutschen Zivilgesellschaft ein und engagiert sich gegen Rechtsradikalismus. Sein Buch soll sowohl als Warnsignal dienen als auch als Hoffnungsschimmer für progressive Veränderungen in Städten wie Zwickau.

Bildnachweis: Calvin Thomas

Täglich für ein gutes Miteinander einsetzen – Rede von Dr. Kathrin Pieren

Redebeitrag von Dr. Kathrin Pieren, Jüdisches Museum Westfalen anlässlich der Kundgebung “Aufstehen für Demokratie” am 26.01.2024

Fotos: Moritz Brilo

Ein Zitat fiel mir sofort ein, als ich nach Worten für diesen Abend suchte. Sie haben es sicher schon oft gehört. Der evangelische Theologe Martin Niemöller, der selbst als politischer Gefangener im Konzentrationslager inhaftiert war, schrieb nach Kriegsende:

“Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.

Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Er beschreibt hier, wie passiv er blieb, als die Nationalsozialisten Unerwünschte abholten und unrechtmäßig verhafteten. Historisch waren dies, wie in seinem Zitat, zunächst die politischen Gegner*innen der Nazis.

Bereits 1938 – und das ist immer noch wenig bekannt – schafften sie jedoch auch die ersten jüdischen Bürgerinnen raus. Ungefähr 17.000 Juden*Jüdinnen mit polnischer Staatsbürgerschaft wurden am 27. und 28. Oktober 1938 über die Grenze nach Polen abgeschoben.

Einer von ihnen war Simon Reifeisen, der dort drüben in der Essener Straße, dort wo jetzt sein Stolperstein liegt, einen Kleider- und Stoffladen hatte. Am 28. Oktober wurde er zusammen mit seiner Frau Gertrud und seiner kleinen Tochter Ilse nach Polen abgeschoben. Ilse war, wie viele andere Deportierte, in Deutschland geboren und noch nie zuvor in Polen gewesen. Sie sprach kein Wort Polnisch. Bis auf ihre Papiere war sie Deutsche.

An diese erste kollektive Abschiebung der NS-Geschichte, ganze drei Jahre vor den Deportationen der Juden*Jüdinnen in die KZs, fühlte ich mich erinnert, als ich die von Correctiv enthüllten Pläne zur sogenannten „Remigration“ von Menschen mit Migrationsgeschichte las.

Um zurückzugehen zum Zitat von Martin Niemöller.
Warum ist sein Bekenntnis gerade heute so aktuell?

Weil Martin Niemöller uns ermahnt, uns als Teil einer Gesellschaft zu begreifen.
In einer Demokratie sollen wir nicht nur für diejenigen einstehen, die so sind und so denken wie wir. Wir sind dazu aufgefordert, die Rechte aller zu schützen. Auch er selbst musste das übrigens zuerst lernen, 1924 hatte er nämlich noch begeistert die
NSDAP gewählt.

Ich freue mich, dass heute in Dorsten so viele für die Demokratie aufstehen. Heute verteidigen wir sie mit unseren Stimmen und Transparenten.

Wer das Wahlrecht hat, der*die sorge bitte im Juni dafür, dass auch bei der Europawahl nur demokratische Parteien gewählt werden.

Und vergessen wir alle nicht, uns in der Bahn, auf der Arbeit, in der Kneipe, im Verein oder zu Hause, jeden Tag aktiv gegen Ungleichheit und Ausgrenzung und für Respekt, Toleranz und Vielfalt einzusetzen.

Lasst uns dat mit in den Alltag nehmen – Rede von Boris Benkhoff

Redebeitrag (wortgetreu) von Boris Benkhoff, DIE PARTEI, Ortgruppe Dorsten, anlässlich der Kundgebung “Aufstehen für Demokratie” am 26.01.2024

Fotos: Moritz Brilo

Ich bin nur hier, weil ich meinen sehr guten Vorsitzenden vertreten muss und das müsst ihr euch jetzt hier leider anhören. Ich hatte den ganzen Tag ein ziemliches Wechselbad der Gefühle. Ich hab gedacht, ich streichle euch über den Kopf und lobe euch. Ihr seid auch zum Glück echt viele und dat mache ich jetzt auch hiermit.
Schön, dass ihr da seid.

Ich wollte eigentlich erst motzen, weil wir Dorsten GEGEN rechts, Aufstehen GEGEN Faschismus und GEGEN den Rechtsruck im Land und in ganz Europa, da machen wir hier wieder irgendwie eine politische Veranstaltung draus und dann ist et „nur“ für Toleranz und Demokratie.

Ah, dat hat mir irgendwie aufgestoßen, aber wenn ich euch jetzt hier stehen sehe finde ich dat absolut super. Ich wünsche mir dat genau so wie meine Vorredner, dass wir diesen Moment und dieses Gefühl für uns behalten und dat mit in den Alltag nehmen. Wenn wir uns hier mal alle fünf Jahre auf einer Großdemo treffen und schlaue Worte sagen, da haben wir leider den Kampf verloren.
Dat heißt wir müssen täglich dagegen arbeiten.

Dankeschön!

Und weil hier alle Parteipolitik machen, noch ein sehr guter Service der sehr guten Partei Die PARTEI Ortsverband Dorsten:
Beobachten sie uns so‘n bissken! Wir werden ziemlich sicher die Ersten sein die deportiert werden. Dat heißt, wenn wir deportiert werden, packt eure Koffer und lauft!

Erfolgreicher Start der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ in Dorsten

Die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ in Dorsten haben einen erfolgreichen Auftakt erlebt.

Auf dem Platz der Deutschen Einheit im Stadtzentrum sind nun zwei Banner mit Handabdrücken von Dorstener Bürger*innen zu sehen, die bereits viel Lob und positive Resonanz erhalten haben.

Das Bündnis „Dorsten gegen Rechts” ist begeistert von der Unterstützung und dem Engagement für ein vielfältiges und tolerantes Dorsten ohne Rassismus und Diskriminierung. Diese Aktion war ein weiterer Schritt auf unserem Weg, zu zeigen, dass Gemeinschaftsgeist und Solidarität Veränderungen bewirken können.

Wir sind fest entschlossen, weiterhin für eine offene und inklusive Gesellschaft einzutreten und laden jeden herzlich ein, sich uns anzuschließen. Gemeinsam setzen wir ein klares Zeichen gegen Rassismus und für eine Stadt, in der sich alle willkommen und sicher fühlen.

Unser Dank gilt allen, die an dieser Aktion teilgenommen haben und allen, die sich für unsere gemeinsame Vision von Dorsten einsetzen. Wir ermutigen dazu, gemeinsam dafür zu kämpfen, eine Welt ohne Vorurteile zu schaffen. Die Banner hängen bis zum Ende der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ am 24. März 2024 dort.

DorstenGegenRassismus #VielfaltVerbindet #GemeinsamStark

„Bunte Hände gegen Rassismus“ – Dorstener Bürger*innen setzen ein Zeichen für Vielfalt

Die Initiator*innen der Aktion "Bunte Hände gegen den Rassismus. v.l.n.r. Luisa, Henning, Johanna und Sophia.

Aktion im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ ist ein toller Erfolg

Dorsten, 09. März 2024

Am Samstag fand auf dem Marktplatz in Dorsten eine beeindruckende Aktion statt: Das Dorstener Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ rief Bürger*innen dazu auf, mit bunten Handabdrücken auf zwei riesigen Bannern ihre Solidarität mit Menschenwürde und Vielfalt zu zeigen. Über hundert Kinder, Jugendliche und ältere Menschen beteiligten sich an der Aktion und drückten voller Freude ihre Hände in bunten Farben auf die weißen Banner.

Die Initiative für diese Aktion ging von Johanna Feller aus, die von der positiven Resonanz überwältigt war. “Wir haben viel Unterstützung und Lob für unsere Aktion erhalten. Es war großartig zu sehen, wie viele Menschen sich engagiert haben und ein deutliches Zeichen gegen Rassismus gesetzt haben”, freute sich Feller.

Die bunten Handabdrücke auf den Bannern sind ein sichtbares Zeichen für die Vielfalt und Toleranz in Dorsten. Die Aktion hat gezeigt, dass die Gemeinschaft in Dorsten zusammensteht und sich für ein respektvolles Miteinander einsetzt. Wir danken Johanna, Luisa, Henning und Sophia für Ihren Einsatz für dieses erfolgreiche Projekt.

Aktion “Menschenrechte für alle” setzt Zeichen gegen Rassismus in Dorsten

Dorsten, 06.03.2024 – Das Bündnis “Wir in Dorsten gegen rechts” lädt herzlich zur Aktion “Menschenrechte für alle” am 09.03.2024 von 11 bis 13 Uhr am Alten Rathaus / Marktplatz ein. Die Veranstaltung markiert den Auftakt der jährlichen „Internationalen Wochen gegen Rassismus“, die dieses Jahr unter dem Motto “Menschenrechte für alle” stehen und vom 11.03.2024 bis zum 24.03.2024 stattfinden.

Die Aktion auf dem Marktplatz wird durch kreativ gestaltete Banner geprägt sein, die den einprägsamen Spruch “Alle für Menschenrechte; Menschenrechte für alle” tragen. Diese Banner werden nicht nur durch die Worte, sondern insbesondere durch die bunten Handabdrücke der Bürgerinnen und Bürger zu einem visuellen Ausdruck für Solidarität und Gleichberechtigung. Im Anschluss werden die gestalteten Banner im Kubus am Platz der Deutschen Einheit aufgehängt und somit zu einem dauerhaften Symbol für Menschenrechte in Dorsten.

Bereits im Vorfeld beteiligen sich Kinder und Jugendliche aktiv an der Aktion, indem sie im Treffpunkt Altstadt und im Leo in Dorsten-Hervest ihre Handabdrücke auf den Bannern verewigen. Dieses Angebot der Teilnahme ermöglicht es den jungen Menschen, ihren persönlichen Beitrag zu einem toleranten und respektvollen Miteinander zu leisten.

Die Aktion verbindet das Menschenrechtslogo mit einem Handabdruck und einer Friedenstaube. Johanna Feller, Organisatorin der Aktion sagt: “Für uns war es wichtig, dass wir in Dorsten während der Internationalen Wochen gegen Rassismus auch ein sichtbares Statement für Menschenrechte setzen. Dies ist besonders in der heutigen Zeit wichtig. “

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, Medienvertreter und lokale Organisationen sind herzlich eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen und gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Rassismus und für die universellen Menschenrechte zu setzen. Während der „internationalen Wochen gegen Rassismus“ bietet das Bündnis zusammen mit der Stadtbibliothek Dorsten einen Thementisch mit Büchern und Malvorlagen zu den Menschenrechten an.

Das Banner der Aktion zu den Internationalen Wochen für Rassismus

Menschenwürde ein Gottesgeschenk – Rede von Superintendent Steffen Riesenberg

Wir denken noch immer an dieses grandiose Zeichen der Dorstener*innen für unsere Demokratie

Redebeitrag von Superintenden Steffen Riesenberg, ev.Kirche Westfalen, auch im Namen von Dr. Stefan Rüdiger, kath. Pfarrer in St. Agatha und Dechant des Dekanats Dorsten anlässlich der Kundgebung “Aufstehen für unsere Demokratie” am 26.01.2024

Fotos: Moritz Brilo

Da kommt ein Mann zum Himmelstor…

Man erzählt diese Geschichte in Irland.

Es lohnt sich, im Leben für etwas zu kämpfen, für etwas einzustehen. Und was sollte wertvoller sein als die Freiheit? Was sollte wertvollersein als die Menschenwürde?

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland garantiert uns diese Freiheit. Übrigens auch die Freiheit, für das, was uns wichtig ist auf die Straße zu gehen! Es ist so gut, dass wir heute Abend so viele sind!

Der erste Artikel nimmt einen Gedanken auf, den es schon der Bibel gibt. Bei den Psalmen steht: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, das Menschenkind, dass du dich seiner annimmst? Kaum geringer als Gott – so hast du den Menschen geschaffen.

Du schmückst ihn mit einer Krone – so schenkst du ihm Herrlichkeit und Würde. Der Mensch, so heilig wie Gott selbst. Menschenwürde, ein Gottesgeschenk. Für alle! Einfach so, hast du, von Anfang an, Gott sei Dank, so wie jeder Mensch auf dieser Werde.

Deshalb können wir nicht still bleiben, wenn die Menschenwürde in Gefahr gerät. Deshalb können wir nicht auf dem Sofa sitzenbleiben, wenn die Menschenwürde angetastet wird. Antasten: Das heißt ja, es fängt ganz leise und sachte an, vielleicht nur mit Worten und vergifteter Sprache. Dieser Artikel 1 ist ja auch eine Antwort auf die Nazizeit, auf den Holocaust und den zweiten Weltkrieg.

Deshalb werden wir laut und gehen raus, wenn Rechtsradikale und Faschisten in diese Zeit zurückwollen! Wenn in diesem Land Rechtspopulisten und Rechtsextreme Pläne schmieden, Millionen Menschen ins Ungewisse oder in den Tod zu deportieren –wieder einmal, weil sie fremd und anders sind, dann müssen wir denen das Handwerk legen.

Wir müssen es bei den nächsten Wahlen tun, und ich finde, wir müssen es auch mit den Möglichkeiten tun, die das Grundgesetz dafür bietet. Der Artikel 1 des Grundgesetzes sagt uns auch: Es geht hier nicht um meine eigene Würde. Dass die unantastbar ist, das leuchtet uns allen sofort ein. Es geht um die Würde derer, die ganz anders sind als ich. Die anders denken, anders leben. Und wenn es um die Grundrechte geht, dann müssen wir Demokraten uns über alle Grenzen hinweg versammeln.

Ich finde nicht alle Plakate gut, die ihr heute Abend mitgebracht habt. Aber ich würde jederzeit für euer Recht kämpfen, zu demonstrieren für das, was euch wichtig ist!

In Bottrop, wo ich wohne, gehen manchmal montags noch so genannte Querdenker durch die Straßen. Und die Plakate, die Sprüche, die sie rufen, die Musik – ich finde es abscheulich! Und gleichzeitig bin ich froh, in einem Land zu leben, in dem sie das dürfen, in dem auch ihre Würde unantastbar ist.

Demokratie heißt auch, manches auszuhalten. Dafür kämpfen heißt, mit Narben zu rechnen. Die Alternative ist keine, das merke ich schnell, wenn ich sie zu Ende denke.

Pfarrer Martin Niemöller, der als Pfarrer gegen die Nazis predigte und dann Jahre im Konzentrationslager war, der hat es so formuliert, und ihr könnt euch leicht selbst darin eintragen:

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Also, liebe Leute hier in Dorsten, lasst uns nicht schweigen. Lasst uns nicht zu Hause bleiben. Lasst uns rausgehen und laut sein, wenn die Menschenwürde angetastet wird. Lasst uns protestieren auch für die Freiheit der anderen. Das ist die beste Art, dankbar zu sein für die Freiheit, in der wir leben, und für dieses Gottesgeschenk, diese Krone, die wir einfach so bekommen haben. Gott sei Dank, alle Menschen auf der Erde: die Würde, ein Mensch zu sein.I

Ich danke euch!