Demonstration in Marl – Dorstener Bündnis aktiv

Ein Beitrag mit Fotos von Ralph Gorski

Das Bündnis Dorsten gegen Rechts nahm am 24. Februar 2024 aktiv an der Demonstration gegen den Landesparteitag der AfD in Marl Sinsen teil. Rund 2000 Teilnehmer, darunter zahlreiche Gruppen, Verbände und Parteien aus Marl, Dorsten, Recklinghausen und den umliegenden Gemeinden, setzten ein starkes Zeichen gegen rechtspopulistische Tendenzen und positionierten sich gegenüber der politischen Agenda der AfD.

Besonders erwähnenswert ist die engagierte Teilnahme des Bündnisses Dorsten gegen Rechts, das eigens mit einem gemieteten Reisebus angereist ist, um Solidarität und gemeinsamen Widerstand zu demonstrieren. Die breite Unterstützung aus verschiedenen Städten und Regionen verdeutlicht, dass demokratische Kräfte zusammenstehen, um extremistischen Ideologien entschieden entgegenzutreten.

Die Teilnahme an der Demonstration unterstreicht das klare Bekenntnis des Bündnisses Dorsten gegen Rechts zu demokratischen Werten, Vielfalt und Toleranz. Gemeinsam setzen wir uns für eine offene und inklusive Gesellschaft ein und lehnen jegliche Form von Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit entschieden ab.

Wir danken allen Teilnehmer*innen für ihre Unterstützung und bekräftigen unseren festen Willen, uns weiterhin für eine demokratische, solidarische und weltoffene Gesellschaft einzusetzen.

“Über heute hinaus” – Rede von Andreas Hatting

Redebeitrag von Andreas Hatting anlässlich der Kundgebung “Aufstehen für Demokratie” am 26.01.2024

Immer wieder lässt die AfD Versuchsballons steigen, um die Grenzen des Sagbaren auszutesten.
Die Potsdamer Gespräche über die Remigration? – Sind doch nur Gespräche…
Die Parteispitze relativiert, rückt zurecht, distanziert sich hier und da.
So wollen sie die stramm Rechten im Land bei Laune halten und die bürgerliche Mitte beruhigen.

Wir aber sind mehr als beunruhigt:
Die AfD verachtet bereits jetzt den Verfassungsschutz.
Frau Weidel bezeichnete ihn als „komplett durchgedrehte Behörde“.
Herr Höcke hat Zukunftspläne geäußert. Er will in Thüringen im Falle eines Wahlsieges den Verfassungsschutz umkrempeln.
Er will die Medienlandschaft verändern. Den Klimaschutz beenden.
Was passiert, wenn die AfD in den Parlamenten Gesetze beeinflussen kann oder gar Regierungen stellt?
Das kommt politischen Horrorvisionen gleich.

Daher ist jetzt die Zeit, einzutreten für unsere Demokratie und Verfassung.
Das machen wir heute!
„Die Straße kann die AfD dahin schieben, wo sie hingehört: an den äußersten Rand unseres Gemeinwesens“. Das schrieb ein Kommentator der Dorstener Zeitung.

Aber darüber hinaus:
Typisches AfD- Sprech, rassistische Entgleisungen, plumpe Politikerbeleidigungen, aber auch Verschwörungsmythen über die da oben dürfen im Alltag nicht unwidersprochen bleiben.
In keiner WhatsApp-Gruppe, in keinem Gespäch, an keinem Stammtisch, auch nicht im Verein oder am Arbeitsplatz!

Klärt die auf, die meinen, mit ihrer Stimme für die AfD den „etablierten“ Parteien einen Denkzettel zu verpassen!
Wenn sie erstmal den Fuß so richtig in der Tür haben, gibt es kaum ein Zurück!
Schaut euch die USA an mit Herrn Trump, dem Wiedergänger!
Schaut nach Polen, wo Herr Tusk sich mit den Folgen von acht PIS- Jahren abmüht!
Schaut nach Ungarn, wo Herr Orban ganz offen von einer illiberalen Demokratie spricht!

“Wir werden euch beschützen” – Redebeitrag von Landrat Bodo Klimpel

Redebeitrag von Landrat Bodo Klimpel anlässlich der Kundgebung vom 26.01.2024 “Aufstehen für unsere Demokratie”

Textauszug – es gilt das gesprochene Wort

Fotos Moritz Brilo

In diesen Tagen hier oben stehen zu dürfen, bewegt mich zutiefst.

Ich blicke auf großen Menschenmassen, die auf die Straße gehen, die aufstehen, die Ihre Stimme erheben und die deutlich machen: Für die rechtsradikalen und menschenverachtenden Pläne der AfD und weiteren Rechtsextremen gibt es null Akzeptanz in unserer Gesellschaft!

Ich bin in diesen Tagen unfassbar stolz, Bürger und Landrat des Kreises Recklinghausen zu sein.

In all unseren zehn Städten haben tausende Menschen, Vereine, Verbände, Gewerkschaften und Parteien deutlich Stellung bezogen haben. Sie alle haben deutlich gemacht: Wir sind mehr!

Lasst uns laut für unsere Freunde aus Haltern am See, Datteln, Waltrop und Marl klatschen, die an diesem Wochenende ebenfalls protestieren. Sendet einen großen Applaus an unsere Freunde aus Gladbeck, Recklinghausen, Oer-Erkenschwick, Castrop-Rauxel und Herten, die in den vergangenen Tagen bereits demonstriert haben.

Aus der großen schweigenden Masse ist endlich eine laute geworden. Und die Botschaft ist unmissverständlich: Nazis raus aus Dorsten, Nazis raus aus dem Kreis Recklinghausen.

Die aufgedeckten Pläne zu einem Geheimtreffen von Rechtsextremen, bei dem über die Abschiebung von Millionen Menschen aus unserem Land fantasiert wurde, erinnern an die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte.

Wieder greifen Nationalsozialisten in unserem Land nach der Macht. Wieder sollen Menschen, die nicht dem Bild einer völkischen Ideologie entsprechen, aus unserer Gesellschaft „entfernt“ werden. Menschen, die in der Mitte unserer Gesellschaft stehen.

Es betrifft unsere Freunde, Familienmitglieder, Teammitglieder aus Sportvereinen, Arbeitskollegen und, und und. Auch in meinem engsten Umfeld arbeiten Menschen mit Migrationshintergrund.

Es ist fast ein überaus beschämendes Gefühl, wenn ich diese Menschen in diesen Tagen fragen muss, ob es ihnen gut geht, ob sie besorgt sind oder sich in ihrer eigenen Heimat bedroht fühlen.

Gleichwohl sie in diesem Land geboren sind und sich bislang immer als Deutsche gefühlt haben.

Diesen Menschen sind wir es schuldig, dass wir deutlich machen: Ein Angriff gegen Euch ist auch ein Angriff gegen jeden von uns.

Wir geben Euch ein Versprechen: Wir werden Euch beschützen!

Wir werden die Menschen beschützen,

die in der Pflege unsere Kranken versorgen,

die sich als Erzieher in unseren Kitas um unsere Kinder kümmern,

die als Polizisten oder Feuerwehrleute für unsere Sicherheit einstehen,

die als Lehrer unsere Schülerinnen und Schüler ausbilden,

die in unseren Verwaltungen wichtige Position besetzen,

die uns in Kunst, Kultur und Sport begeistern und bereichern.

Wir werden Euch beschützen!

Euch allen danke ich, dass Ihr heute zusammengekommen seid und deutlich macht: Wir alle stehen für eine Gesellschaft, in der Toleranz, Vielfalt, Solidarität und Zusammenhalt.

Dieser Protest darf nicht enden, sondern muss erst der Anfang sein. Geschichte darf sich nicht wiederholen – nie wieder!

  1. Ihr Lieben, wir kommen zu beiden Vorträgen und freuen uns auch sehr darauf, bzw. sind auch sehr gespannt. Schönes Wochenende…

“Denkt daran, wir sind mehr!”- Redebeitrag von Johanna Feller und Luisa Feller

Redebeitrag von Johanna Feller und Luisa Feller am 26.01.2024 anlässlich der Kundgebung “Aufstehen für unserer Demokratie”

Fotos: Moritz Brilo

Danke, dass ihr alle gekommen seid, um ein Zeichen für die Demokratie zu setzen.

Es macht uns Hoffnung, dass so viele von euch da sind. Auch die Bilder von den anderen Demos überall in Deutschland machen Hoffnung und zeigen, dass wir nicht allein sind.

Denn eine Antwort gegen Rechts fängt genau hier an.

Aber auch abseits der Demonstrationen, müssen wir laut bleiben. Bleibt mit euren Familien, Freund*innen, der Nachbarschaft und auf der Arbeit im Gespräch.

Positioniert euch und widersprecht bei Aussagen, die falsch oder diskriminierend sind.

Sprecht mit den Leuten in eurem Umfeld darüber, dass ihr wählen geht und animiert sie, auch Ihre Stimme für demokratische Parteien abzugeben.

Unsere Demokratie ist nicht selbstverständlich. Wir müssen jetzt zeigen, dass wir für sie einstehen.

Wer sich in den kommenden Wahlen an der Wahlurne nicht positioniert, kann später nicht mehr sagen, man habe es nicht gewusst.

Engagiert euch in Parteien, Vereinen oder anderen Initiativen. Viele von uns sind bereits aktiv, aber wir müssen mehr werden. Schaut, wo ihr Gleichgesinnte findet und werdet kreativ.

Informiert euch über aktuelle Geschehnisse und tauscht euch aus.

Steht für betroffene Personen ein und nehmt ihre Sorgen ernst. Auch wenn ihr euch nicht betroffen fühlt, schließt euch zusammen für eine Gesellschaft des Miteinanders.

Lasst uns solidarisch sein!

Lasst uns gemeinsam für die Demokratie einstehen. Heute, jeden Tag und überall.

Lasst uns den Satz “nie wieder ist jetzt” ernst nehmen.

Denkt daran: Wir sind mehr!

“Ein Zeichen für Menschenwürde, Demokratie und Respekt” – Rede von Bürgermeister Tobias Stockhoff

Stichworte der Rede von Bürgermeister Tobias Stockhoff.
Es gilt das gesprochene Wort.

Fotos: Moritz Brilo

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
liebe Freundinnen und Freunde der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der Weltoffenheit,

In der Dorstener Erklärung zum Stadtdialog heißt es:
„Wir zeigen Mut und Zivilcourage,
wenn unsere Grundwerte angegriffen werden.“

Was in Potsdam von Extremisten beraten wurde,
die Deportation von Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte:
Das war ein unerträglicher Angriff auf diese Grundwerte.

Ich bin überwältigt!
dass unsere Stadt,
dass Sie, dass wir,
hier heute gemeinsam so ein
starkes, mutiges und couragiertes Zeichen setzen.

Ein Zeichen für unsere Grundwerte.
Ein Zeichen für Menschenwürde, Demokratie und Respekt.
Ein Zeichen der Abgrenzung von Verfassungsfeinden.
Eine Partei – eine selbsternannte Alternative – in unserem Land und auch in unserer Stadt nicht, sich klar von diesem Angriff auf unsere Grundwerte zu distanzieren.

Als Bürgermeister möchte ich heute zugleich Danke sagen.
Danke an alle, die diese Kundgebung möglich gemacht haben.
Danke, dass Sind und Ihr alle heute hier seid.
Danke an alle, die sich ehrenamtlich und so vielfältig engagieren
in Parteien, in Stadtteilkonferenzen, in Vereinen.

Gerne reden wir von einer „wehrhaften Demokratie“!
Wichtige Wehrtürme unserer Demokratie sind unser Grundgesetz, der Verfassungsschutz, der staatliche Bildungsauftrag.

Noch wichtigere Wehrtürme sind die lebende Wehrtürme!

Wir als Bürgerinnen und Bürger, die wir heute hier mit über 5000 Menschen auf unserem Marktplatz stehen.
Wir, die wir aktiv sind!
Nicht nur heute Abend hier und jetzt!
Viele von uns, sind bereits aktiv in der demokratischen Bürgergesellschaft.

Jetzt kommt es aber darauf an, dass wir unsere Wehrtürme gegen Hass und Hetze ertüchtigen.

Jetzt kommt es darauf an, dass wir alle gemeinsam aktiv werden für die Grundwerte, für die unser Grundgesetz steht und für die einst 1832 beim Hambacher Fest unter den Farben Schwarz-Rot-Gold für die Demokratie gestritten wurde.

Dieses Engagement ist bei uns in Dorsten besonders stark.
Die Zusammenarbeit schafft Identität und Gemeinschaft.
Dieses Engagement ist gelebte Demokratie.

Unser Bekenntnis darf mit dieser Demonstration nicht enden!

Ich rufe Sie und Euch auf:
Lasst uns durch unser bürgerschaftliches,
durch unser demokratisches Engagement
in Parteien, Vereinen und Gruppen,
am Arbeitsplatz und in der Schule
unsere Demokratie stärken.

Lasst uns engagierte und gestaltende Wehrtürme für unsere Demokratie sein!

Die Ratsfraktionen und Parteien haben sich darauf verständigt, nun ein jeweils einminütiges Statement an Sie zu richten. In den Farben getrennt, aber für unsere Demokratie vereint! Danke für dieses deutliche Zeichen!

Jetzt habe ich Angst – Rede von Husam Al Haarezi

Husam Al Haarezi anlässlich unserer Kundgebung am 26.01.2024

Ich bin Mitglied im Integrationsforum in Dorsten,
arbeite ehrenamtlich als Dolmetscher für die Caritas,
unterstütze das Bündnis „Wir in Dorsten gegen rechts“.

2016 bin ich aus dem Irak nach Deutschland gekommen.
Damals gab es im Irak viele Probleme. Die politische Situation dort ist bis heute schrecklich.
Ich war im Irak als Polizist tätig. Meine Arbeit bestand darin, Korruption zu bekämpfen.
Aber in einem Staat wie dem Irak ist das eigentlich unmöglich.
Es kam zu Bedrohungen gegen mich und meine Familie.
Wir mussten dort weg!

Ich bin dann mit meiner Familie in Deutschland gelandet, bin in einem freundlichen Land, einem guten Klima angekommen.
Wir beherrschten die Sprache nicht und fingen bei Null an.
Wir wurden damals unterstützt und für mich ergab sich die Möglichkeit, auf dem aufzubauen, was ich gelernt hatte. Natürlich nicht bei der Polizei. Aber mit meinem Master in Englisch konnte ich Fuß fassen und kann heute als Lehrer hier arbeiten. Deutschland ist jetzt meine Heimat!
Meine Söhne, die bei unserer Flucht 6 und 8 Jahre alt waren, gehen heute in Dorsten zur Schule. Ihre Zukunft liegt in Deutschland!
Als in einem Gespräch mein jüngerer Sohn gefragt wurde, ob er auch einmal Deutscher werden wolle, verstand er die Frage nicht. Er fühlte sich doch schon als Deutscher.
Ich habe seit zwei Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft.
Ich fühle mich heute als Deutscher und Dorstener!
Ich fühlte mich sicher und war fest überzeugt davon, eine hoffnungsvolle Zukunft hier zu haben.
In Sicherheit, als Mitglied der Gesellschaft, als Steuerzahler.

Aber jetzt ich habe Angst, dass es in der Zukunft völlig anders kommen kann.
Wenn die AfD entscheiden könnte, ist es dann so, dass diejenigen, die nicht hier geboren sind, wieder zurück in ihr Herkunftsland sollen?? Was bedeutet das dann für mich und meine Familie?
Das macht mir ungeheure Angst vor der Zukunft.
Und deshalb war ich bei der Kundgebung am Freitag, den 26.01.2024 auf dem Dorstener Marktplatz dabei, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren
So wie alle, die am genannten Freitag auf unserem Marktplatz in Dorsten waren!