Plakat-Aktion

Hier die Motive unserer Plakate zum Tag des Grundgesetzes am 23. Mai

(Alle Plakate nach einem Klick auf das Bild)

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

Ein Beitrag von Claudia Diller

Endlich war es soweit! Ich durfte an der feierlichen Siegelverleihung zur „SCHULE OHNE RASSISMUS – SCHULE MIT COURAGE“ an der Willy-Brandt Gesamtschule in Marl teilnehmen. Sie ist jetzt eine von über 1060 eines Netzwerkes von „Courage-Schulen“ in NRW, dem auch einige Schulen in Dorsten angehören.

Das es zur Siegelverleihung kam, ist dem Engagement einer Gruppe von Schüler*innen zu verdanken. Mit Feuereifer hatten sie sich daran gemacht die Idee und die Inhalte einer „Courage-Schule“ in der Schule zu verbreiten.

Es ging ihnen darum ein deutliches Zeichen gegen jede Art von Diskriminierung, Mobbing, Gewalt und Rassismus zu setzen und die Schulgemeinschaft zu stärken.

Um ihr Ziel „Courage-Schule“ zu erreichen war es notwendig, mindestens 70% der gesamten Schulgemeinschaft für diese Idee zu gewinnen. Mit zahlreichen Aktionen verbreiteten sie die Idee und sammelten schließlich 1011 Unterschriften. Jeder, der seine Unterschrift leistete, unterschrieb damit eine sogenannte „Selbstverpflichtung“:

Ich setze mich dafür ein, dass meine Schule nachhaltige Projekte, Aktionen und Veranstaltungen durchführt, um Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, zu überwinden.

Wenn an meiner Schule Gewalt, diskriminierende Äußerungen oder Handlungen ausgeübt werden, dann wende ich mich dagegen, spreche dies an und unterstütze eine offene Auseinandersetzung, damit wir gemeinsam Wege finden, einander respektvoll zu begegnen.

Ich bin aktiv, damit meine Schule jedes Jahr Projekte gegen alle Formen von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, durchführt. (schule-ohne-rassismus.org/netzwerk/courage-schulen)

Die „Selbstverpflichtung“ macht deutlich, dass der Titel „SCHULE OHNE RASSISMUS – SCHULE MIT COURAGE“ kein Preis oder eine Belohnung für vergangene Projekte darstellt, sondern die Verpflichtung beinhaltet, in Zukunft gegen Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit und jegliche Formen von Diskriminierung aktiv vorzugehen.

So schrieben die Schüler*innen abschließend auf einem Plakat: „In unserer heutigen Zeit ist einfach kein Platz für so etwas, denn jeder Mensch ist auf seine eigene Art einzigartig und perfekt.“

Die Patin, Mona Ameziane, die für das Projekt gewonnen werden konnte, verkörpert in besonderer Weise dessen Inhalte.

Das Bündnis „WIR IN DORSTEN GEGEN RECHTS“ formuliert in seinen Grundsätzen ähnliche Vorstellungen. Zielt „SCHULE OHNE RASSISMUS – SCHULE MIT COURAGE“ zunächst auf die entsprechende Schulgemeinschaft mit der Hoffnung auf gesamtgesellschaftliche Auswirkungen, so formt der Einsatz „für Toleranz und Demokratie, gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus“ das Selbstverständnis von „WIR IN DORSTEN GEGEN RECHTS“. Das Handeln des Bündnisses ist sowohl „… auf ein demokratisches, solidarisches Miteinander in der Stadt Dorsten und darüber hinaus ausgerichtet…“.

Beide Initiativen „WIR IN DORSTEN GEGEN RECHTS“ und „SCHULE OHNE RASSISMUS – SCHULE MIT COURAGE“ verfolgen das Ziel die Aussagen des Grundgesetztes in lebendiges Handeln zu verwandeln.

Vortrag 24.10. | Extrem rechte Geschlechterpolitik

Ein Beitrag von Luisa Altegoer vom 28.10.2022

Am Montagabend, den 24. Oktober 2022, fand in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle Dorsten im Haus der Tisa-Stiftung der Vortrag “Extrem rechte Geschlechterpolitik” statt. Die Dozentin Juliane Lang, Universität Gießen, arbeitet seit vielen Jahren wissenschaftlich und bildungspolitisch zu Themen rund um die extreme Rechte und die Geschlechter. Moderiert wurde der Abend von Luisa Altegoer, Teil des geschäftsführenden Teams unseres Bündnisses und Botschafterin des Stadtdialogs, und Kim Wiesweg, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt. Zu Beginn der Veranstaltung freute sich Ruth Lange, “endlich mal drei junge Damen als Gesprächspartnerinnen begrüßen zu dürfen”, die sich mit einem so wichtigen, – persönlich – relevanten Thema beschäftigten. 

In einem spannenden Vortrag zeigte Frau Lang, insbesondere am Beispiel der AfD, auf, wie weitgreifend die antifeministische Grundhaltung im rechten Spektrum ist. Sie löste den vermeintlichen Widerspruch zwischen programmatischen Forderungen nach einem “traditionellen Familienbild” mit ebenso „traditioneller Mutterrolle“ und dem Lebensstil einiger AfD-Protagonistinnen auf. In rechten Gruppierungen werde zum einen ganz offen Antifeminismus zur Schau getragen (Werbeslogans wie “Feminin statt feministisch”), zum anderen machten die Gruppierungen sich immer wieder versteckt und implizit das Bild der Frau als Mutter und Sorgenden zunutze: Während gesamtgesellschaftlich emanzipatorische Prozesse möglicherweise ein Überforderungsempfinden bei jungen Frauen auslösen könnten (durch wachsende Anforderungen durch Karriereerwartungen und die Gleichzeitigkeit von Karriere und Care-Arbeit innerhalb der Familien), zeige die rechte Szene hier viel Wertschätzung und Anerkennung für Frauen, die nur der “traditionellen” Mutterrolle nachgingen. Ein gefährlicher Einstieg in rechte politische Strömungen. Die Rolle von Frauen im rechten Spektrum habe sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewandelt. Sie übernähmen zunehmend auch tragende Rollen, würden jedoch häufig nicht ausreichend ernstgenommen.

Der Vortrag ging in eine rege Diskussion mit dem Publikum über. Es wurden Nachfragen gestellt, die Zuhörenden gingen aber auch untereinander in den Austausch und berichteten von eigenen Erfahrungen mit der Thematik.

Zum Abschluss appellierte Frau Lang noch einmal an alle Anwesenden, das Wichtigste sei es, weibliche Protagonistinnen der rechten Szene ernst zu nehmen und aufmerksam zu sein. Es sei wichtig, immer und immer wieder gegen Rechts aufzustehen – im Kleinen wie im Großen. Sabine Fischer-Strebinger, Geschäftsführende der Tisa-Stiftung, resümierte: Dieser Abend sei sicherlich ganz im Sinne von Tisa gewesen.

Um sich vor möglichen Angriffen aus dem rechten Spektrum zu schützen, möchte Juliane Lang nicht im Bildmaterial gezeigt werden.

“Zwischen Erfolg und Verfolgung”

Besuch der Ausstellung “Jüdische Stars im Sport 1933 und danach”

Ein Beitrag von Ruth und Wilfried Lange vom 10. Juni 2022

Eine Gruppe des Bündnisses „Wir in Dorsten gegen Rechts“ nahm das kostenlose Angebot der Stadtinfo Dorsten bzw. des Jüdischen Museums Westfalen in Dorsten gerne an und ließ sich von Barbara Seppi, Stadtinfo Dorsten, alles Wichtige zu dieser interessanten Ausstellung, auf einem einstündigen Rundgang sachkundig erklären.

Die Idee des Kurators, Dr. Henry Wahlig, Fußballmuseum Dortmund und Sportwissenschaftler, das Museum zu den Menschen vor Ort zu bringen, ist durch die lebensgroßen Figuren mit den Abbildungen und Lebenswege der Sportler*innen sehr gelungen.

Für die Bündnismitglieder war, wie Barbara Seppi sehr richtig einordnete, weniger der geschichtliche Zusammenhang der Verfolgung und teilweise Ermordung der verschiedenen für Deutschland so erfolgreichen Sportler*innen interessant, als vielmehr die Tatsache, dass ebendiese als Deutsche und für den deutschen Staat als Aushängeschilder benutzten (Halb-) Jüdinnen und Juden nach ihren Erfolgen völlig aus der Historie des Deutschen Sports und unseres Landes verschwanden. Sehr deutlich wird dies, z.B., durch die Geschichte Walther Bensemanns, der den nach Deutschland brachte. Er war Mitbegründer vieler Fußballvereine, des DFB und der bekannten Fußballzeitung „Der Kicker“ (1920). Sein Name fand seinen verdienten Platz in der Geschichte des Fußballs jedoch erst über seine 2003 als lesenswertes Buch erschienene Biographie.

Die sehenswerte Ausstellung ist noch bis einschließlich Montag, 13.06.2022 zwischen Recklinghäuser Tor und Jüdischem Museum aufgebaut und aufgrund der ausführlichen Beschreibungen auf den Rückseiten der lebensgroßen Fotos der Sportler*innen sehr informativ.


Hinweis auf eine Publikation der Bundesanstalt für Politische Bildung: Die Broschüre kann dort erworben oder als PDF heruntergeladen werden:

https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/Gesamtdatei_150717_Bro_PK_JewishAllstars_bpb_WEB_RZ.pdf

Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes

Rückblick auf den Vortrag von Dr. Hendrik Cremer

Ein Beitrag von Andreas Hatting und Ruth Lange vom 9. Mai 2022

Im Vorprogramm der Tage des Grundgesetzes der Stadt Dorsten, die vom 19.05 bis 23.05.2022 stattfinden, hatten wir, in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum und der Projektgruppe Brückenschlag, Herrn Dr. Hendrik Cremer vom Deutschen Institut für Menschenrechte, Berlin, eingeladen. Moderiert wurde der Abend von Andreas Hatting (Bündnis) und Dr. Norbert Reichling (JMW und Brückenschlag).

Über 50 Zuhörer*innen verfolgten Hendrik Cremers Antworten auf die Frage: “Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes? Warum die AfD als rassistische und rechtsextremistische Partei einzuordnen ist”. http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/Analyse_Studie/Analyse_Nicht-auf-dem-Boden_des_Grundgesetzes.pdf

Dr. Hendrik Cremer ist promovierter Jurist und forscht schon seit einiger Zeit zu dieser Problematik. Er hat dazu verschiedene Untersuchungen veröffentlicht. Entsprechend fundiert sind seine Ergebnisse.

An Hand der Wahlprogramme der AfD sowie durch viele Zitate von AfD Politiker*innen belegt, wurde allen Besucher*innen an diesem Abend sehr deutlich, dass wir es nicht mehr nur mit den Anfängen einer rechtsextremen Infiltration der Gesellschaft zu tun haben.

Die AfD möchte bestimmte Rechte allein auf Deutsche begrenzen. Das widerspricht dem Artikel 1 Absatz 1 GG, der beinhaltet, dass “jeder Mensch allein aufgrund seines Menschseins die gleiche Menschenwürde und gleiche Rechte hat”.

Menschen dürfen nicht wegen physischer Merkmale wie ihrer Hautfarbe, ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Herkunft oder Religionszugehörigkeit benachteiligt werden.

Dazu kommt die Sprache der AfD, die immer mehr die Grenzen des Sagbaren ausweitet und dadurch bereits in die Gesellschaft hineinwirkt. Immer häufiger werden rechtsextreme Aussagen von Parteimitglieder*innen gemacht, die später wieder relativiert oder korrigiert werden.

Daher wird die AfD in den Augen Hendrik Cremers zu Recht vom Verfassungsschutz beobachtet.

Die Politik, die Medien und wir alle müssen immer wieder mit großer Anstrengung gegen Rassismus und Rechtsextremismus kämpfen, Gesicht und Haltung zeigen und darüber aufklären. Es wird schwer, den bereits fortgeschrittenen Prozess noch umzukehren oder gar aufzuhalten.

Ein herzliches Dankeschön allen, die an der Vorbereitung und Durchführung dieser Veranstaltung beteiligt waren.

Vortrag 5.5. | Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes?

Ist die AfD als rassistische und rechtsextreme Partei einzuordnen?

Diese Fragen möchte uns

Ref. Dr. Hendrik Cremer,
Deutsches Institut für Menschenrechte, Berlin

am Donnerstag, den 05.05.2022, 19:30 Uhr,
Haus der Tisa von der Schulenburg-Stiftung, Fürst Leopold Allee 65, 46284 Dorsten

beantworten.

Eintritt frei, um Anmeldung wird freundlich gebeten unter info@dorsten-gegen-rechts.de

Die Grund- und Menschenrechte bilden das Fundament unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Rassistische und rechtsextreme Positionen stehen den Grund- und Menschenrechten diametral entgegen.

Der Vortrag geht auf gegenwärtige Erscheinungsformen von Rassismus und Rechtsextremismus und die damit verbundenen gesellschaftlichen Auswirkungen und Gefahren ein. Er erläutert, wodurch rassistische und rechtsextreme Positionen gekennzeichnet und als solche zu erkennen sind. Im Fokus des Vortrags steht die Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD). Vertritt sie insgesamt rassistische und rechtsextreme Positionen oder nur die vermeintlichen „Ausreißer“ des so genannten „Flügels“, der sich offiziell aufgelöst hat? Wie ist die Partei, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, aber nicht verboten ist und sich selbst als „konservativ“ und „bürgerlich“ bezeichnet, einzuordnen?

Dr. Hendrik Cremer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Menschenrechte, der unabhängigen Nationalen Menschenrechtsinstitution Deutschlands. Er hat bereits zahlreiche Publikationen zum Veranstaltungsthema verfasst, zuletzt vor wenigen Monaten eine viel beachtete Analyse mit dem Titel „Rassistische und rechtsextreme Positionierungen im Dienste des Staates? Warum ein Eintreten für die AfD mit der verfassungsrechtlichen Treuepflicht nicht vereinbar ist“.

Eine Veranstaltung des Bündnisses WIR IN DORSTEN GEGEN RECHTS in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Westfalen und der Projektgruppe Brückenschlag, Dorsten, im Rahmen der Tage des Grundgesetzes der Stadt Dorsten vom 19.05 bis 23.05.2022.

Ruth Lange, Bündnis “Wir in Dorsten gegen Rechts”
Dr. Kathrin Pieren, Jüdisches Museum Westfalen
Dr. Norbert Reichling, Projektgruppe Brückenschlag, Dorsten

Am 15. Mai 2022 ist Landtagswahl

Ein Beitrag von Ruth Lange vom 15. April 2022

Wie immer vor Wahlen haben wir uns auch zur Landtagswahl vorgenommen, möglichst viele Wähler*innen zur Stimmabgabe zu motivieren. Unser Ziel ist und bleibt, die AfD möglichst aus der politischen Landschaft verschwinden zu lassen. Momentan weisen die Umfragen auf geringe Verluste für diese rechts(extreme) Partei hin. Diese Verluste reichen jedoch nicht aus, sie aus dem Landtag zu verbannen. Daher dürfen wir, die wir für unsere Demokratie und für ein freies und geeintes Europa kämpfen, uns nicht zufrieden geben.

Unser Bündnis ist nach wie vor sehr angewiesen auf Deine Unterstützung und Deine aktive Mitarbeit und darauf, dass du “Haltung zeigst” gegen Rechts und für Toleranz, Respekt und Vielfalt.

Seit Samstag, dem 09.04.2022, 11.00 – 13.00 Uhr, stehen wir bis einschließlich 14.05.2022 an jedem Samstag für unsere Werte, unsere Ziele und unsere Demokratie am “Alten Rathaus”, Markt 1 in Dorsten. Wenn dein Demokratieverständnis und deine politische Idee mit unseren Vorstellungen übereinstimmt, dann sei dabei und versuche mit uns möglichst viele Dorstener*innen auch davon zu überzeugen.

Internationale Wochen gegen Rassismus

Ein Rückblick

Vom 13.03.-24.03.2022 fanden die jährlich wiederkehrenden Wochen gegen Rassismus, initiiert und organisiert durch die Stiftung gegen Rassismus, unter dem Motto “Haltung zeigen” statt. Unser Bündnis hatte entschieden, keine eigenen Aktionen zu organisieren, sondern andere Veranstalter zu unterstützen. So kam es bei zwei Projekten zu einer intensiven und sehr guten Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Petrinum, Dorsten. Für die “Wäscheleine” der Schule gegen Rassismus steuerten wir selbstbedruckte “Wäsche” bei. Die öffentliche Lesung am 22. März im Schaufenster der “Dorstener Arbeit” war für die Schülerinnen und für uns ein neues Format, das aber allen Beteiligten viel Freude und auch den Passant*innen, die für ein paar Minuten zuhörten, interessante Literatur zum Thema Rassismus näher gebracht hat.

Darmstadt, den 27.03.2022

Pressemitteilung der Stiftung gegen Rassismus

„Beeindruckendes Engagement für eine friedliche und menschenfreundliche Gesellschaft“

UN-Wochen gegen Rassismus setzen Zeichen gegen Gewalt, Hass und Ausgrenzung

Ob Schulen oder Polizei, Sport oder Religionsgemeinden: Trotz schwieriger Planungsbedingungen durch die Corona-Pandemie verzeichneten die diesjährigen UN-Wochen gegen Rassismus eine hohe Beteiligung. Über 2.100 Veranstaltungen – so viele wie noch nie – setzten unter dem diesjährigen Motto „Haltung zeigen“ vielfältige und bunte Zeichen gegen Gewalt, Hass und Ausgrenzung. „Das ist ein beeindruckendes Engagement für eine friedliche und menschenfreundliche Gesellschaft“, äußert sich der Vorstand der Stiftung gegen Rassismus, Jürgen Micksch. Teilnehmende waren froh darüber, wieder verstärkt vor Ort in persönlichen Kontakt und Austausch zu kommen. Angesichts des Krieges in der Ukraine hebt Micksch hervor: „Gerade jetzt war und ist es wichtig gemeinsam Haltung zu zeigen für ein friedliches Miteinander, für die Solidarität mit Geflüchteten gleich welcher Herkunft und gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung.“

In diesem Jahr fanden wieder viele digitale Veranstaltungen und Aktivitäten in den sozialen Medien statt, wie etwa die Aktion „Meet a Cop – Gespräche mit der Polizei“ oder auch Vorträge, Workshops und Lesungen. Vor Ort gab es viele kreative Aktionen wie etwa Poetry-Slams, Malaktionen für Kinder, Selfie-Aktionen, Graffiti-Workshops gegen Rassismus, Friedenskundgebungen oder Kreidebotschaften auf öffentlichen Plätzen. Erstmals hat die neue Antirassismus Beauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, mit großem Engagement an Veranstaltungen mitgewirkt.

Hinzu kamen über 1.800 Aktivitäten von Religionsgemeinschaften, darunter 1.700 Freitagsgebete zur Überwindung von Rassismus. Insgesamt neun Religionsgemeinschaften luden sich bei den zentralen religiösen Feiern in Köln gegenseitig zu Freitagsgeben, Sabbatfeiern, Gottesdiensten und Zeremonien ein und betonten, dass sich Rassismus und Gewalt mit den Werten von Religionen nicht vereinbaren lassen.

Eine große Ausstrahlung hatte es, dass die Eintracht Frankfurt mit fast 100.000 Mitgliedern der diesjährige Botschafter der UN-Wochen gegen Rassismus war. Es gab ein großes Engagement im Sportbereich: Gemeinsam riefen der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die DFL Stiftung, die Deutsche Sportjugend im DOSB (dsj), Eintracht Frankfurt und die Stiftung gegen Rassismus dazu auf, im Rahmen der UN-Wochen Sportveranstaltungen durchzuführen und mit Sport und Bewegung in der Gruppe oder einzeln die Botschaft zu verbreiten: Wir stehen zusammen – gegen Rassismus und für 100% Menschenwürde. Sky Sport unterstützte die Bemühungen mit einem besonderen Thementag, in dem Betroffene und Verantwortliche zum Internationalen Tag gegen Rassismus in verschiedenen Formaten diskutierten. Peter Fischer, Präsident von Eintracht Frankfurt, betont: „Der Sport ist ein verbindendes, integratives Element in unserer Gesellschaft. Wir können nur erfolgreich sein, wenn auf und neben dem Platz Herkunft, Hautfarbe oder Religion keine Rolle spielen. Dafür zeigen wir aus Überzeugung klare Kante.“ ,,,

Eine Dokumentation der Aktionswochen wird Anfang Juli veröffentlicht. Die Stiftung beginnt nun mit den Planungen für die UN-Wochen um den 21. März 2023. Die nächste Planungstagung wird am 19. September 2022 in der Katholischen Akademie in Mainz stattfinden.

mg@stiftung-gegen-rassismus.de

Die LINKE über Rassismus, Integration und Rechts(extremismus)

Ein Beitrag von Luisa Altegoer vom 8. August 2021

In Hinblick auf die Bundestagswahl im September wollte unser Bündnis wissen, wie die verschiedenen Parteien zu den Themen Rechts, Rassismus und Integration stehen bzw. wie sie sich bei diesen Themen engagieren. Hierfür hat sich eine Arbeitsgruppe aus den drei jungen Studentinnen Alicia Benning, Hannah Hortlik und Luisa Altegoer gebildet. Sie haben mit allen demokratischen Parteien, die im Rat der Stadt Dorsten vertreten sind, ein Interview geführt. In den kommenden Beiträgen sollen nun die Kernaussagen dieser Gespräche vorgestellt werden. Die Reihenfolge der Veröffentlichung stellt hierbei keine politischen Präferenzen dar, sondern orientiert sich lediglich an den Zeitpunkten der einzelnen Interviews. Was ist den Parteien wichtig, wofür setzen sie sich ein? Machen Sie sich selbst ein Bild!

Das nächste Gespräch haben wir mit der LINKEN geführt und hierfür mit Lisa Ellermann und Wilhelm Zachraj gesprochen. Lisa Ellermann ist für die kommende Bundestagswahl die Direktkandidatin des Wahlkreises Dorsten, Bottrop und Gladbeck und Wilhelm Zachraj der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat.

Unsere Gesprächspartner:innen definieren Rassismus als eine strukturelle Diskriminierung von Minderheiten, welche rein auf ihre ‚Rasse‘ reduziert würden; es würde versucht, Personen in ‚Rassen‘ einzuordnen, was jedoch völliger Unsinn sei. Es gebe überall Rassismus, dies beginne häufig schon im Kindergarten. Dies läge jedoch nicht an den Kindern, sondern an den Eltern, die ihren Kindern solche rassistischen Überzeugungen mitgeben würden. Ellermann erzählt, für sie sei Rassismus schwer zu erklären und nicht verständlich, sie sei anders erzogen worden und habe nie zwischen Menschen unterschieden. Die Befragten positionieren sich ganz klar gegen Rassismus und Ellermann betont: „Ich persönlich bin auch strikt gegen das Denken innerhalb von Rassen – wir sind alle Menschen. Wenn ich mitbekomme, dass jemand Rassismus erfährt, gehe ich gerne dazwischen und stehe als erste auf.“

Die Situation in der Bundesrepublik trage zur Entstehung von Rassismus bei. Es gebe viele ‚Verlierer‘ – Personen, die arbeitslos seien oder andere Probleme hätten. Diese würden nach Schuldigen für ihre eigene Situation suchen und sich hierfür meist die Schwächsten der Gesellschaft suchen, welche häufig Geflüchtete seien. Außerdem werde Rassismus dadurch aufrechterhalten, dass aufgeschnappte Vorurteile weiterverbreitet und verallgemeinert würden. Man könne nur dagegenwirken, wenn man, sobald man so etwas bemerke, statt zu schweigen direkt aufstehe und dagegenhalte. Es seien nicht Geflüchtete, die alles schlecht machten, die Probleme habe es vorher schon gegeben. Die Politik habe die Verantwortung, die sozialen Fragen zu beantworten und müsse hart und öffentlich gegen Rassismus arbeiten; dies geschehe jedoch leider zu selten. Führende Politiker:innen trügen zu dem Problem bei, manche Aussagen von Minister:innen oder von Bundestagsmitgliedern würden bekannte Vorurteile schüren und die Situation verschlechtern.

Neben Alltagsrassismus gebe es in Dorsten auch strukturellen Rassismus, z.B. bei der Polizei. Es sei jedoch wichtig zu differenzieren: Es gebe strukturellen Rassismus bei der Polizei, deswegen sei jedoch nicht jede:r Polizist:in rassistisch. Gefährlich werde es jedoch, wenn Personen, welche ein Machtmonopol innehätten, rassistisch sprechen und handeln würden.

Zachraj berichtet von einer syrischen Familie in Barkenberg, die er selbst betreue. Dort würde er sehen, welche Probleme diese hätten. Unsere Gegenüber fordern, in Deutschland, insbesondere aber auch in Dorsten müsse mehr für die Integration Geflüchteter getan werden. Dies könne neben der Schule auch durch Hobbies oder Sport geschehen. Es müsse mehr Sozialarbeit passieren. Es reiche nicht aus, Kindern das Rechnen beizubringen, Kinder hätten vielfältige Bedürfnisse. Wenn jemand sich rassistisch äußere oder handle, müsse man die Person darauf aufmerksam machen – häufig geschehe dies unbewusst und wenn man die Personen darauf hinweise, könnten sie daraus lernen. Außerdem müssten rassistische Vorfälle öffentlich gemacht werden.

Auf Kommunalebene sei der Handlungsspielraum bezüglich vieler Probleme begrenzt, hier müssten sich auf Bundesebene Gesetze verändern: Die Rechte von Minderheiten müssten geschützt werden und ein neutraler Untersuchungsausschuss zur Untersuchung rechter Organisationen etabliert werden. Das Thema Rassismus müsse dauerhaft in der Öffentlichkeit besprochen werden, damit es aktuell bleibe und auch von nicht betroffenen Mitbürger:innen nicht vergessen werde. Dorsten bräuchte mehr Sozialarbeit und mehr Integration für Familien, auch sollten zukünftig z.B. muslimische Beisetzungen gestattet werden. Das Nachhilfe-Angebot für geflüchtete Kinder sei hingegen schon sehr vielfältig und gut.

Bei Integration ginge es nicht nur um Menschen mit Migrationshintergrund, sondern um jeden Menschen, der in eine Gesellschaft aufgenommen werde. Integration geschehe an allen Stellen, es gehe darum, eine:n Dazukommende:n offen aufzunehmen und freundlich zu begrüßen und ihm:ihr nicht abweisend gegenüber zu stehen.

Es müssten Möglichkeiten geschaffen werden, dass Kinder in Schulen leicht(er) Hilfe bekommen. Kindern und Jugendlichen müsse eine leichtere Integration in den Schulen ermöglicht werden, aber auch neben der Schule müssten Kontaktpunkte geschaffen werden. Solche Angebote müssten auch in Corona-Zeiten geschaffen werden. Ein Kulturaustausch sei für alle Beteiligten bereichernd. Vorurteile ließen sich am besten im direkten Gespräch abbauen, regelmäßige Infostände würden hierfür eine Gesprächsplattform bieten – diese hätte es aufgrund von Corona in letzter Zeit leider weniger gegeben. Jedoch würde die LINKE auch auf ihrer Homepage und auf Facebook regelmäßig Themen wie Integration oder Rassismus aufgreifen. Einige Parteimitglieder engagieren sich auch in unserem Bündnis, außerdem habe die Partei z.B. mehrfach in Barkenberg an einem Spielplatz ein Sommerfest organisiert, welches auch zum Austausch angeregt habe. Bezüglich des Integrationsrats sehen unsere Gesprächspartner:innen noch Verbesserungsbedarf – dieser habe für die Verwaltung und eine Mehrheit des Rats leider nicht die Bedeutung, die ihm zukommen müsste.

Angesprochen auf die Diversität der Stadt Dorsten und ihrer Verwaltung sagen unsere Gegenüber, von Menschen mit Migrationshintergrund wüssten sie nichts. Die LINKE setze sich jedoch dafür ein, die Diversität zu erhöhen, auch bezüglich des Frauenanteils in der Politik. Sie selbst hätten eine weibliche Doppelspitze, ihre Liste    sei paritätisch gestaltet, sprich die Hälfte der Plätze sei mit Frauen besetzt. Frauen würden sich in ihrer Partei wohlfühlen, da feministische Politik offen gestaltet werden könne. Sie wünschen sich eine höhere Diversität, sobald Menschen bereit seien, sich zu engagieren, sei dies jederzeit und immer möglich.

Die Befragten beschreiben Personen, die im rechten Spektrum aktiv sind, als rassistisch, homophob und sexistisch. Rechts gehe immer gegen andere Menschen und Minderheiten und stehe für Demokratiefeindlichkeit. In der Konfrontation mit Rechten müsse man immer freundlich und sachlich bleiben, bei diskriminierenden Aussagen müsse ein Gespräch aber unterbrochen werden, da dies dann zu nichts führen würde. Wenn rechte Aussagen getätigt werden, müsse man klar gegen diese eintreten. Bei schwankenden Wähler:innen könne es helfen, zum Nachdenken anregende Fragen zu stellen, um diese zum Umdenken zu bringen. Die Arbeit an Infoständen sei gut geeignet, um Bürger:innen aufzuklären und in den Dialog zu kommen. Aber auch zur Verfügung stehende Medien müssten genutzt werden, z.B. könnte auf Social Media auf bestimmte Themen aufmerksam gemacht werden. Insbesondere junge Menschen, die diese viel nutzten, könnten hierüber gut erreicht werden.

Auch auf Bundesebene müsse mehr gegen Akteure des rechten Spektrums unternommen werden, so forderten unsere Gegenüber z.B. die Freigabe der NSU-Akten oder das Verbot neonazistischer Organisationen. Neonazistische Veranstaltungen und Treffen oder auch rechte Festivals sollten konsequenter verboten werden. Verbote für die rechte Szene seien wichtig, dies stehe so auch im Grundgesetz. Ein grundsätzliches Verbot demokratiefeindlicher Parteien sei jedoch nicht der richtige Weg. Würde man alles verbieten, würden bestimmte Dinge im Untergrund geschehen. So habe man besser im Blick, was passiere. Unsere Gesprächspartner:innen bezweifeln, dass die gesamte AfD faschistisch sei, die faschistischen Teile der Partei müssten jedoch klar verboten werden. Wie man die Zustimmung für solche Parteien bekämpfen könne, sei eine schwierige Frage. Schaue man sich jedoch z.B. die Arbeit der AfD-Fraktion im Stadtrat an, sei dies auf gewisse Weise auch selbsterklärend – die Fraktion würde sich dort schon sehr gut lächerlich machen. Um wankende Wähler:innen zu überzeugen, könne es manchmal auch schon reichen, sie mit Zitaten der AfD zu konfrontieren. Da gebe es ausreichend Zitate, die z.B. klar homophob oder sexistisch seien. Die Menschen würden dies häufig gar nicht mitbekommen, würden sie diese dann aber lesen oder hören, würde das oft schon ausreichen. Man dürfe die Menschen nicht manipulieren, sondern man müsse sie überzeugen. Den einen goldenen Weg gebe es da nicht, aber man müsse Gespräche führen, aufklären, informieren.

Bezüglich der Berichterstattung in den Medien sieht Herr Zachraj ein Ungleichgewicht, die Dorstener Zeitung sei überrepräsentierend, was Aktivitäten der AfD angehe. Hier wünsche er sich, dass ähnlich viel über die Aktivitäten der Dorstener LINKEN berichtet werde. Wenn es um Straftaten gehe, sei es für Journalist:innen häufig sehr wichtig, die Hautfarbe oder Herkunft von Täter:innen zu nennen. Z.B. habe beim Messerangriff in Würzburg (25.06.2021) ein hoher Fokus auf der Herkunft des somalischen Täters gelegen, während seine psychische Erkrankung stark in den Hintergrund getreten sei. Bei dem Anschlag von Hanau (19.02.2020), wo der psychisch erkrankte Täter Deutscher war, sei es genau andersherum gewesen. Hinsichtlich der Berichterstattung und des Diskurses in den sozialen Netzwerken stellen unsere Gegenüber fest, dass viele Menschen die Anonymität des Internets zu sehr genießen würden. Diskussionen im Internet könne man leider nicht gewinnen.

Ein Anstieg politisch motivierter Straftaten sei zu merken, dies würde auch etwas ängstlich stimmen. Hiervon dürfe man sich aber nicht einschüchtern lassen. Auch hier müsse mehr auf bundespolitischer Ebene geschehen, auch wenn die Strafverfolgung teils durch die Anonymität des Internets erschwert sei. Minderheiten müssten aber besser geschützt werden. Außerdem bedürfe es neutraler Untersuchungsausschüsse, um z.B. sogenannte „Einzelfälle“ bei der Polizei aufzuklären. Es sei wichtig hinzuschauen.

Wir beendeten das Gespräch mit der Frage, wie die LINKE gewährleisten will, dass – um Rassismus und Rechtsextremismus zu bekämpfen – es auch in Zukunft attraktiv bleibt, demokratische Parteien zu wählen.

Unsere Gesprächspartner:innen weisen auf die vielen Alleinstellungsmerkmale der LINKEN hin. Mit ihrer Sozial-, Umwelt, Wirtschafts- und Friedenspolitik hätten sie ein breites Angebot, was unbestechlich und unübertroffen sei. Auch mit ihren grünen Angeboten und Zielen auf Kommunalebene seien sie z.B. weiter als die Grünen. Dieses Angebot mache es attraktiv, die Partei zu wählen. Das Wichtigste sei jedoch nicht das Mitwirken in einer bestimmten Partei, sondern generell politisch aktiv und engagiert zu sein. Hierfür müsse der Weg zur Politik attraktiv gemacht werden. Wenn Politik ordentlich vermittelt würde, sei der Weg zu demokratischer Politik geebnet. Zum Abschluss des Gesprächs betont Lisa Ellermann: „Ich möchte jungen Menschen eine Stimme geben und ihnen zeigen, dass auch junge Menschen einen Weg in der Politik finden können.“

Wir bedanken uns noch einmal bei der LINKEN für dieses aufschlussreiche Gespräch! Wir hoffen, Ihnen einige interessante Einblicke gegeben zu haben! Wenn Sie neugierig geworden sind, was die anderen Parteien in unseren Gesprächen gesagt haben, lesen Sie gerne auch unsere anderen Artikel!