Tobias Stockhoff über Rassismus, Integration und Rechts(extremismus)

Ein Beitrag von Luisa Altegoer vom 4. August 2021

In Hinblick auf die Bundestagswahl im September wollte unser Bündnis wissen, wie die verschiedenen Parteien zu den Themen Rechts, Rassismus und Integration stehen bzw. wie sie sich bei diesen Themen engagieren. Hierfür hat sich eine Arbeitsgruppe aus den drei jungen Studentinnen Alicia Benning, Hannah Hortlik und Luisa Altegoer gebildet. Sie haben mit allen demokratischen Parteien, die im Rat der Stadt Dorsten vertreten sind, ein Interview geführt. In den kommenden Beiträgen sollen nun die Kernaussagen dieser Gespräche vorgestellt werden. Die Reihenfolge der Veröffentlichung stellt hierbei keine politischen Präferenzen dar, sondern orientiert sich lediglich an den Zeitpunkten der einzelnen Interviews. Was ist den Parteien wichtig, wofür setzen sie sich ein? Machen Sie sich selbst ein Bild!

Das dritte Gespräch haben wir mit Tobias Stockhoff geführt. In seiner Funktion als Bürgermeister und insbesondere als Wahlleiter der Stadt Dorsten für die Bundestagswahlen muss er sich parteineutral verhalten. Dennoch gehen wir davon aus, dass aufgrund seiner Position viele Bürger:innen seine Meinung besonders schätzen werden, und haben ihn deshalb um das Interview gebeten. Um Missverständnissen vorzubeugen, haben wir Aussagen, welche Herrn Stockhoffs persönliche Meinung widerspiegeln, die er nicht aus seiner Position als Bürgermeister getätigt hat, klar als solche kenntlich gemacht.

Bild: Tobias Stockhoff

Laut Herrn Stockhoff gebe es (in Dorsten) unterschiedliche Formen des Rassismus: sehr offensichtliche Formen wie z.B. die Ausgrenzung oder Beschimpfung von Migrant:innen, aber auch subtilere, latentere Formen des Rassismus. Häufig bestünden z.B. ganzen (migrantischen) Gruppen gegenüber Vorbehalte und ein gewisses Misstrauen, was diese Personen häufig gar nicht konkret benennen könnten und würden. Dabei sei es wichtig, allen Menschen vorbehaltslos entgegenzutreten. Wären Vorbehalte vorhanden, wie diese leider im privaten wie öffentlichen Bereich (z. B. Verwaltungen) nicht ausgeschlossenen werden könnten, müssten diese konsequent abgebaut und bekämpft werden. Um diesem Problem in städtischen Verwaltungsstrukturen zu begegnen und somit auch strukturellen Formen von Rassismus und Ausgrenzung allgemein entgegenzutreten, würde bspw. einmal jährlich ein Workshop in Kooperation mit dem Jüdischen Museum stattfinden. Hier ginge es nicht nur darum, Rassismus zu bekämpfen, sondern allgemein Vorurteile und Vorbehalte gegenüber bestimmten Personen und Personengruppen abzubauen.

Es sei die Verantwortung der Politik, in der Analyse von Problemen schonungslos zu sein und zu bleiben, in der Wortwahl jedoch die Sache in den Vordergrund zu stellen. Hierdurch könnten Probleme erkannt und analysiert werden, ohne Vorurteile gegenüber bestimmten Gruppen zu schüren. Auf die Problemanalyse müsse die Suche nach Lösungsansätzen und die Bekämpfung von Ursachen folgen. Es müssten Angebote für Dialog und Austausch geschaffen werden, um Menschen verschiedener Kulturen ins Gespräch zu bringen – hierfür sei es wichtig, dass die Politik mit bestehenden Gruppen wie Vereinen und Nachbarschaften kooperiere. So könnten bereits bestehende Strukturen genutzt werden, um das Knüpfen von Kontakten zu ermöglichen und Austausch zu schaffen. Aus seiner Sicht sei es wichtig, dass Menschen unterschiedlicher (kultureller) Gruppen unmittelbar miteinander in Kontakt kommen, z.B. durch direkte Nachbarschaft. Dies sei auch bei der Aufstellung von Bebauungsplänen wichtig. Er verweist darauf, dass die Integration der Geflüchteten 2015/2016 wesentlich besser gelungen sei als in den 1990er Jahren, was v.a. auch an der dezentralen Unterbringung läge. Außerdem müssten die Menschen ermutigt werden, sich einzubringen, z.B. in Stadtteilkonferenzen, der Freiwilligen Feuerwehr oder dem Schützenverein. Dabei gehe es nicht nur um große Projekte, sondern v.a. auch um viele kleine Aktionen. So hätten sich z.B. 2015 viele Schützenvereine bei der Einrichtung der Flüchtlingsunterkünfte mit eingebracht. Hierdurch hätten die Helfenden auch direkt einen ganz anderen Bezug zu den Geflüchteten gehabt. Herrn Stockhoff ist es wichtig, in den Dialog zu treten und in Aktion zu kommen, statt nur theoretische Pläne auf dem Papier zu schmieden.

Auch der mangelnden Diversität der Dorstener Politik ist er sich bewusst. Er vermutet, die CDU werde möglicherweise aufgrund ihres Namens „Christlich-Demokratische Union von weniger Migrant:innen gewählt als andere Parteien. Dabei stehe das Wort ‚christlich‘ ja v.a. für ein christliches Menschenbild, dies habe sich in den letzten Jahren zunehmend geöffnet. In Vorständen und politischen Gremien wie dem Stadtrat seien aber nicht nur Migrant:innen, sondern auch andere Gruppen unterrepräsentiert. Insbesondere Akademiker:innen und Mitglieder der verwurzelten Mittelschicht würden sich engagieren. Die Altersgruppe 25 bis 40 sei aufgrund von zeitlichen Herausforderungen durch Karriere, Hausbau oder Kindererziehung stark unterrepräsentiert. Er sagt, das politische Ehrenamt müsse attraktiver gestaltet werden (z. B. Sitzungszeiten) und die Chancen für bisher nicht oder unter-repräsentierte Gruppen (z. B. diversere Kandidat:innen wie Frauen, Migrant:innen, Menschen mit einem geringen Einkommen oder junge Menschen) müssten verbessert werden.

Integration bedeute, etwas Neues entstehen zu lassen und dabei die gelebten Grundregeln beizubehalten. Beide Seiten müssten einander offen akzeptieren und bereit sein, im Miteinander etwas zu verändern. Es sei wichtig, dass die individuelle Freiheit des einen die des anderen nicht einschränke. Um dies zu ermöglichen, müsse man sich zunächst gegenseitig wahrnehmen, um sich dann gegenseitig ernst zu nehmen und wertzuschätzen.

In der Stadt Dorsten gelinge Integration über Aktionen verschiedener Vereine, wie z.B. Sport- oder Schützenvereine. Außerdem gebe es Projekte der Dorstener Arbeit, bspw. Migrant:innen die zu Hausmeister:innen ausgebildet würden. Hier würden sie dann direkt mit ihren Mitbürger:innen in Kontakt kommen und Wertschätzung für ihre Arbeit erfahren. Umgekehrt könnten hierüber Vorbehalte abgebaut werden. Wie bereits oben erwähnt, sei auch die dezentrale Unterbringung der Geflüchteten von großer Wichtigkeit. Hierdurch würde zum einen der direkte Kontakt mit Mitbürger:innen erleichtert, zum andere sei der Einstieg für geflüchtete Kinder in die Schule erleichtert: Für die Lehrkräfte sei es einfacher, sich um eine Handvoll Kinder mit Sprachbarriere zu kümmern als wenn dies die Hälfte einer Klasse betreffe. „Gute Integration funktioniert am besten, wenn sie individuell ist.“ Der Einsatz von ehrenamtlichen Integrationslots:innen, welche zuvor eine kulturelle und rechtliche Schulung erhielten, ermögliche eine engmaschige und persönliche Betreuung der Migrant:innen. Auch der Integrationsrat könne eine wichtige Rolle spielen. Dieser sei jedoch gerade erst angelaufen, daher müsse erst abgewartet werden, wie seine Rolle sich entwickle. Leider würde auch dieser die in Dorsten lebenden Migrant:innen nicht vollständig repräsentieren, was weiterhin zu Hürden führen könne. Vor allem sei es Ziel, dass die Menschen direkt in den Gremien sitzen würden und ein Werkzeug wie der Integrationsrat auf Dauer nicht mehr benötigt würde.

Herr Stockhoff sieht sich selbst als Bürgermeister in einer Vorbildfunktion. Es sei wichtig, Stellung zu beziehen, wenn Menschen ausgegrenzt würden. Wenn er zu Veranstaltungen käme, würde er daher z.B. häufig zunächst einmal auf Menschen zugehen, die eher am Rand stünden, statt auf Personen, die sowieso schon im Mittelpunkt stünden. Dies tue er nicht nur bei Migrant:innen, dies sei ihm allgemein bei allen Menschen wichtig. Grundsätzlich sei es ihm wichtig, Präsenz zu zeigen und z.B. Weihnachtsfeiern, Schützenfeste und auch Feste migrantischer Gruppen zu besuchen – hiermit wolle er symbolisieren, dass alle Bürger:innen gleichermaßen wichtig seien.

Austausch und Kommunikation sieht er als Schlüssel zu Integration. Hierüber sei es möglich, Lösungen und Kompromisse zu finden. So habe z.B. eine Absprache mit dem Moscheeverein es ermöglicht, dass die gläubigen Muslim:innen im Ramadan auch den Gebetsruf hören konnten. Dieser durfte von der Moschee ertönen, jedoch in einer Lautstärke, die für die anderen Anwohner:innen nicht störend war. Außerdem sei es wichtig, etablierte Institutionen wie z.B. die Freiwillige Feuerwehr mehr zu öffnen und in Integrationsprojekte miteinzubeziehen.

Zum Thema Rechts(extremismus) betont Herr Stockhoff, dass er sich klar gegen jede Form des Extremismus ausspreche. Rechte Positionen seien extremistisch, wenn durch diese Grundrechte und unsere Verfassung verletzt würden. Extreme Parteien würden sich, zumindest in Teilen, nicht mehr auf dem Boden des Grundgesetzes befinden, er glaube jedoch, dass nicht alle (Protest)wähler:innen alle extremen Überzeugungen vollständig teilen würden. Um dem Erstarken extremistischer Parteien entgegenzuwirken, sei es wichtig, Ursachen für die Unzufriedenheiten und Sorgen der Wähler:innen dieser Parteien zu finden und falsche Sachverhalten aufzuklären und richtigzustellen. Die Funktionäre solcher Parteien würden die Menschen lediglich als Werkzeuge instrumentalisieren – dem lasse sich nur durch persönliche Nähe entgegentreten. Außerdem müssten (rechte) Straftaten – unabhängig, ob es sich dabei um Sachbeschädigungen, Beleidigungen, Hetzerei oder gar Körperverletzung handle – konsequent zur Anzeige gebracht und bestraft werden.

Er ist der Meinung, dass es die Aufgabe demokratischer Parteien sei, die Protestwähler:innen extremer Parteien zurückzugewinnen und die Ursachen für deren Wahlentscheidung zu ergründen. Die Funktionäre solcher Parteien stünden jedoch nicht auf dem Boden des Grundgesetzes, daher könne es mit diesen keine Kooperation geben.

Auch die Berichterstattung in den sozialen Medien sei teils problematisch. Die Überschriften vieler Artikel seien reißerisch, die Medien kämen hier ihrer Verantwortung sachlicher Berichterstattung leider nicht immer nach. Online-Redaktionen würden zudem häufig die Kommentarspalten ihrer Postings nicht genügend kontrollieren. Hetzerische und beleidigende Kommentare müssten konsequent gelöscht und Personen blockiert werden. Er selbst versuche, wenn immer möglich, mit den Menschen in den Diskurs zu gehen und geduldig Entscheidungen und Argumente zu erklären. Selten, wenn er den Eindruck habe, alles andere habe keinen Sinn, gebe er auch sarkastische Antworten auf Kommentare. Ihm sei es wichtig, vorsichtig zu sein und Personen nicht zu schnell vorzuverurteilen, sondern sich den Hintergrund anzuschauen und zu überlegen, warum und wie Menschen zu einer Überzeugung kämen.

Wir beendeten das Gespräch mit der Frage, wie Tobias Stockhoff auch in Zukunft gewährleisten will, dass – um Rassismus und Rechtsextremismus zu bekämpfen – es attraktiv bleibt, demokratische Parteien zu wählen.

Die Gesellschaft brauche Parteien, die Interessen und Bedarfe zusammenführen, dies sei die Aufgabe der Volksparteien. Er selbst sei CDU-Mitglied, weil er überzeugt sei, dass die CDU als Volkspartei eine gesellschaftliche Klammer bilde. Man müsse den Menschen vermitteln, dass eine Partei nie zu 100% erfüllen könne, was man sich wünsche. Je mehr Menschen zusammenkämen, desto mehr Meinungen gebe es. Die Mischung mache es, man müsse Maß und Mitte finden. Daher glaubt Herr Stockhoff: „Ein pragmatischer Ansatz ist der richtige Ansatz.“ Ihm sei es wichtig, sich immer dem Dialog zu stellen. Zeit sei eine Form der Wertschätzung. Die Politik müsse sich mehr Zeit für den direkten Dialog mit den Menschen nehmen, hier müsse sich die Politik noch verbessern. „Wir müssen wieder mehr zu den Menschen und sie für Demokratie begeistern.“

Wir bedanken uns noch einmal bei Herrn Stockhoff für dieses informative Gespräch! Wir hoffen, Ihnen einige interessante Einblicke gegeben zu haben! Wenn Sie neugierig geworden sind, was die anderen Parteien in unseren Gesprächen gesagt haben, lesen Sie gerne auch unsere anderen Artikel!

Die CDU über Rassismus, Integration und Rechts(extremismus)

Ein Beitrag von Luisa Altegoer vom 31. Juli 2021

In Hinblick auf die Bundestagswahl im September wollte unser Bündnis wissen, wie die verschiedenen Parteien zu den Themen Rechts, Rassismus und Integration stehen bzw. wie sie sich bei diesen Themen engagieren. Hierfür hat sich eine Arbeitsgruppe aus den drei jungen Studentinnen Alicia Benning, Hannah Hortlik und Luisa Altegoer gebildet. Sie haben mit allen demokratischen Parteien, die im Rat der Stadt Dorsten vertreten sind, ein Interview geführt. In den kommenden Beiträgen sollen nun die Kernaussagen dieser Gespräche vorgestellt werden. Die Reihenfolge der Veröffentlichung stellt hierbei keine politischen Präferenzen dar, sondern orientiert sich lediglich an den Zeitpunkten der einzelnen Interviews. Was ist den Parteien wichtig, wofür setzen sie sich ein? Machen Sie sich selbst ein Bild!

Das zweite Gespräch haben wir mit der CDU geführt. Unsere Interviewpartner waren der Fraktionsvorsitzende Bernd-Josef Schwane und der Stadtverbandsvorsitzende Ludger Föcker.

Rassismus sei ein weiter Begriff mit einer langen Geschichte. Jede Einordnung von Menschen in verschiedene Gruppen aufgrund ihrer Abstammung sei unangemessen und nicht tragbar . Vor allem dann, wenn diese Einordnung in Radikalismus oder Extremismus übergehe oder gar furchtbare Ausformungen wie im Nationalsozialismus annehme. Anders als zu NS-Zeiten gäbe es heute in Deutschland keinen Rassismus, der von staatlicher Seite ausgehe. Dieser äußere sich heute vielmehr im privaten Bereich und beginne dort häufig bereits mit Kleinigkeiten. Rassismus habe es schon immer gegeben und werde es leider wohl auch immer geben; in den letzten Jahren habe er zudem stark zugenommen. Dieser Entwicklung müsse konsequent entgegengewirkt werden: Wenn z.B. abfällig über jemanden geredet werde, müsse direkt eingegriffen werden, dies habe auch etwas mit Engagement und Zivilcourage zu tun. „Man muss Flagge zeigen!“

Bei Strukturellem Rassismus handelt es sich um eine Form des Rassismus, welche von Institutionen der Gesellschaft, von ihren Gesetzen, Normen und ihrer internen Logik ausgeht, unabhängig davon, ob die institutionellen Akteur:innen absichtsvoll handeln oder nicht[1].  Der Begriff wurde den Gesprächspartnern erläutert, bevor mit den Fragen fortgefahren wurde. Unsere Interviewpartner waren der Meinung, dass struktureller Rassismus z.B. in der Dorstener Stadtverwaltung nicht existiere, da dieser dem Antidiskriminierungsgesetz widerspreche. Auch auf Bundesebene würden rassistische Strukturen zunehmend abgebaut, z.B. dürften mittlerweile auch Soldat:innen mit Migrationshintergrund bei der Bundeswehr die Offizierslaufbahn anstreben. Natürlich dürfe es kein Racial Profiling[2] geben, dieses entstehe jedoch dadurch, wenn Polizist:innen vermehrt negative Erfahrungen mit ausländischen Straftäter:innen machten. Infolgedessen würden sie dann häufig z.B. ausländisch gelesene Personen kritischer betrachten. Man müsse zwischen Kommunal-, Landes- und Bundesebene unterscheiden; die Hauptverantwortung liege auf Bundesebene. Die kommunalpolitischen Möglichkeiten seien beschränkt, jedoch sei klar, dass im Fall rassistischer Äußerungen oder Handlungen z.B. im Stadtrat alle demokratischen Parteien direkt entgegentreten würden. Auf Kommunalebene gebe es verschiedene politische Organe zur Unterstützung von Minderheiten, z.B. ein Migrationskonzept oder den Integrationsrat. Es sei jedoch wichtig schrittweise vorzugehen: Wenn sich konkrete Anlässe ergeben, könne man hierzu Veranstaltungen organisieren. Sehr wichtig sei es, in den Schulen Aufklärungsarbeit zu leisten und frühzeitig zu sensibilisieren; die Verantwortung hierfür läge jedoch auf Landesebene. Außerdem sei die bloße finanzielle Unterstützung von Projekten nicht ausreichend, sondern die Bürger:innen müssten mit einbezogen werden.

In der Bekämpfung von Rassismus spiele Integration eine wichtige Rolle. „Menschen, die hier leben wollen und dürfen, sollen hier auch die gleichen Chancen haben.“ Integration sei jedoch keine Einbahnstraße, sondern beide Seiten müssten aufeinander zugehen. Es sei wichtig, mit den Migrant:innen ins Gespräch zu kommen. Die Bereitschaft hierzu sei manchmal jedoch nicht ausgeprägt genug. Ein weiteres Hindernis stellten sprachliche Barrieren dar. „Es geht nicht darum, dass die Menschen ihre Identität aufgeben sollen, wichtig sei jedoch, dass sie die deutsche Sprache erlernen“. Migrant:innen mit einem höheren Bildungsstand zeigten häufig eine höhere Integrationsbereitschaft. Es sei problematisch, wenn kein Interesse am Lernen bestehe und der Antrieb fehle – sowohl bei Migrant:innen wie auch bei Deutschen. Bei Kindern und Jugendlichen fehle oft die elterliche Unterstützung – hier habe jedoch z.B. das Jugendamt die Möglichkeit zur Unterstützung durch Erziehungshilfen an den Schulen.

Auch wenn die politische Verantwortung v.a. auf Bundes- und Landesebene liege, gäbe es auf kommunaler Ebene Möglichkeiten des Mitwirkens. So können Bürgerinnen in Stadtteilkonferenzen weiter mitbestimmen. In diesen können Bürger:innen selbst Projekte bestimmen, welche mit einem bestimmten Budget finanziell unterstützt werden können. Würden hier Integrationsprojekte eingebracht, könnten auch diese finanziell unterstützt und umgesetzt werden.

In Dorsten wohnt ein Großteil der Migrant:innen zentriert in wenigen Stadtteilen, z.B. Wulfen, Hervest und Altstadt, zudem sind die Wohnungen häufig in einem schlechten Zustand. Dies liege v.a. an den Mietpreisen für diese Wohnungen. Hierfür müssten zukünftig Lösungen gefunden werden. Beim Thema Integration kam das Gespräch auch auf die Zusammensetzung des Stadtrats. Die städtische Diversität wird gegenwärtig im Stadtrat nicht abgebildet. Das gilt nicht nur für den Ausländeranteil, sondern auch für den Frauenanteil unter den Mandatsträgern. Dies betrifft jedoch nicht nur die CDU-Fraktion, sondern alle Fraktionen. Grund hierfür könne die oftmals vorhandene familiäre (Doppel-)belastung sein, sodass Frauen häufig seltener bereit seien, sich ehrenamtlich politisch zu engagieren und z.B. ein politisches Amt im Stadtrat zu bekleiden, da ein politisches Ehrenamt zeitintensiv sei. Vor einigen Jahren habe es auch eine Frauenunion gegeben, diese habe sich jedoch aufgelöst und sei aktuell nicht mehr aktiv sei. Die CDU sei aber bestrebt den Zugang zu den Ämtern zu erleichtern und den Frauenanteil zu erhöhen, ein stärkeres Engagement weiblicher Mitglieder werde begrüßt: „Wir stehen mit offenen Armen da, natürlich auch für Frauen!“ Die aktiven Frauen engagierten sich in vielen politischen Gremien. Es werde nicht mehr differenziert zwischen „typischer Frauenarbeit“ und „typischer Männerparteienarbeit“.

Beim Thema Rechts ist es der CDU wichtig, zwischen einer rechten politischen Position und Rechtsextremismus zu differenzieren. Während Rechts zunächst lediglich eine konservative Position beschreibt, lehnt die CDU jede Form des Radikalismus und des Extremismus ab. Dies beziehe sich jedoch nicht nur auf das rechte Spektrum, sondern auf alle Formen des Radikalismus, wie z.B. auch linken oder religiösen Radikalismus und Fanatismus. Der Name unseres Bündnisses„Wir in Dorsten gegen Rechts“ würde unklar lassen, ob das Bündnis auch gegen Linksextremismus sei. Daher sei die CDU teilweise zurückhaltend, mit unserem Bündnis zusammenzuarbeiten. Engagement sei immer ehrenwert, unabhängig davon, ob die Personen links oder rechts bzw. konservativ seien. Rechtsextremismus sei zwar aktuell präsenter, jedoch fänden unsere Gesprächspartner es nicht gut, andere Formen des Extremismus so aus dem Blick zu lassen.

Unsere Interviewpartner sind überzeugt, nicht alle AfD-Wähler:innen seien rechtsradikal, sondern hätten auch andere Beweggründe, die AfD zu wählen, wie beispielsweise eine Enttäuschung über die Volksparteien. Die AfD wolle häufig nur provozieren. Es sei aber wichtig sich von dieser immer klar abzugrenzen. „Meine Fraktion und meine Leute werden niemals mit AfD‘lern zusammenarbeiten!“

Bezüglich politisch motivierter Straftaten und der Zunahme dieser sei es wichtig, dass der Staat wehrhaft bleibe, um diesen entgegenzutreten. Der Staat müsse „klare Kante“ zeigen und die Möglichkeit haben, gegen Radikalismus jeglicher Form konsequent vorzugehen. Häufig gebe es einen Zwiespalt zwischen dem Wunsch nach Aufklärung und Prävention von Straftaten auf der einen Seite und dem Pochen auf Datenschutz und Privatsphäre auf der anderen Seite.

Soziale Medien würden heute eine breite Plattform bieten, populistisches Gedankengut zu verbreiten. Die sozialen Medien befeuerten Hass und Konflikte. Auch die Berichterstattung z.B. der regionalen Zeitungshäuser habe sich in den letzten Jahren stark verändert, man sei zunehmend auf Aufmerksamkeit heischende Schlagzeilen aus. Ob eine solche Art der Berichterstattung möglicherweise Rassismus befeuert, können sie nicht beurteilen. Die Nationalität von Täter:innen solle jedoch in Berichten über Straftaten genannt werden – auch Deutsche würden Straftaten begehen, wenn jedoch ein Großteil der Straftaten von ausländischen Bürger:innen begangen werde, solle dies auch so berichtet werden.

Wir beendeten das Gespräch mit der Frage, wie die CDU auch in Zukunft gewährleisten will, dass – um Rassismus und Rechtsextremismus zu bekämpfen – es auch in Zukunft attraktiv bleibt, demokratische Parteien zu wählen.

Der CDU ist es wichtig, vorhandene Probleme und Wünsche der Bürger:innen zu erkennen und zu benennen und hierfür Lösungen anzubieten. Probleme müssten auf allen Ebenen angegangen werden – als politische Akteur:innen wie auch als Privatpersonen. Die Kommunalpolitik sei das letzte Glied in der Kette und habe daher nur einen eingeschränkten Handlungsspielraum (z.B. finanziell). Unsere Interviewpartner beteuern, vieles auch gerne anders machen zu wollen, hier jedoch von der Bundesebene her eingeschränkt zu sein. Es sei jedoch auch wichtig, sich auch bei Entscheidungen bzgl. Bundesgesetzen einzusetzen. „Wir wollen offene und ehrliche Politik machen. Wenn Probleme da sind, möchten wir jedem einzelnen Bürger helfen.“

Wir bedanken uns noch einmal bei Herrn Schwane und Herrn Föcker für dieses interessante Gespräch! Wir hoffen, Ihnen einige interessante Einblicke gegeben zu haben! Wenn Sie neugierig geworden sind, was die anderen Parteien in unseren Gesprächen gesagt haben, lesen Sie gerne auch unsere anderen Artikel!


[1] Sebastian Friedrich, Johanna Mohrfeldt: Alltägliche Ausnahmefälle – Zu Institutionellem Rassismus bei der Polizei und der Praxis des „Racial Profiling“. (Juli 2012)

[2] Der Begriff «Racial Profiling» bezeichnet alle Formen von diskriminierenden Personen- und Fahrzeugkontrollen gegenüber Personengruppen, welche von den Polizisten/-innen als ethnisch oder religiös «andersartig» wahrgenommen werden. (Quelle: www.humanrights.ch, abgerufen am 26.06.2021)

A N K Ü N D I G U N G : Die Dorstener Parteien im Gespräch

…über Rassismus, Integration und Rechts(extremismus)

In Hinblick auf die Bundestagswahl im September wollte unser Bündnis wissen, wie die verschiedenen Parteien zu den Themen Rechts, Rassismus und Integration stehen bzw. wie sie sich bei diesen Themen engagieren. Hierfür hat sich eine Arbeitsgruppe aus den drei jungen Studentinnen Alicia Benning, Hannah Hortlik und Luisa Altegoer gebildet. Sie haben mit allen demokratischen Parteien, die im Rat der Stadt Dorsten vertreten sind, ein Interview geführt. In den kommenden Wochen werden wir zweimal wöchentlich, jeweils mittwochs und samstags, in unseren Beiträgen die Kernaussagen der einzelnen Parteien vorstellen. Die Reihenfolge der Veröffentlichung stellt hierbei keine politischen Präferenzen dar, sondern orientiert sich lediglich an den Zeitpunkten der einzelnen Interviews.

Was ist den Parteien wichtig, wofür setzen sie sich ein? Machen Sie sich selbst ein Bild!

S O L I D A R I T Ä T Z E I G E N

Ein Beitrag von Luisa Altegoer

Kaum zehn Tage ist es her, dass wir über die Beschädigung der Respekttafel im Stadtsfeld unser Entsetzen zum Ausdruck gebracht haben. Und schon wieder gab es einen Vandalismus-Vorfall in Dorsten – erneut im Umkreis des Stadtsfelds im Stadtteil Feldmark. Der im Foto zu sehende „Steinerne Tisch“ wurde mit massiven Beleidigungen und Bedrohungen gegen unseren Bürgermeister Tobias Stockhoff beschmiert.

Sicherlich ist für uns nachvollziehbar, dass insbesondere nach einem fordernden und anstrengenden Jahr wie dem letzten Menschen unzufrieden sind. Die Herausforderungen des letzten Jahres haben dazu beigetragen, dass sich Unstimmigkeiten und die Uneinigkeit bezüglich politischer Maßnahmen vergrößert haben. Unseres Erachtens nach ist es wichtig, hierüber im Austausch zu bleiben und jede:r die Möglichkeit zu geben, seine:ihre Meinung dazu zu äußern. Diese öffentliche Diffamierung unter Zuhilfenahme der Zerstörung von Allgemeingut überschreitet jedoch klar die Grenzen der Meinungsäußerung unserer freien demokratischen Grundordnung. Sie ist schlichtweg beleidigend, verletzend und respektlos. Deshalb verurteilen wir sie erneut auf das Schärfste.

Und wieder stellt sich die Frage nach dem Warum. Warum sahen der:die Täter:in(nen) diese Schmiererei als einzigen Ausweg, ihrem Unmut Luft zu machen? Dieser Vorfall sollte uns allen ein Zeichen sein, das wir uns weiterhin für Respekt voreinander und vor dem, was uns allen gehört, in Dorsten engagieren müssen. Dabei dürfen wir nicht aufhören, immer ein offenes Ohr füreinander zu haben und miteinander in den Dialog zu treten. Nur so können wir solch tiefen Unzufriedenheiten entgegentreten, Probleme lösen und mit kleinen Schritten für eine Gemeinschaft eintreten, in der sich alle wohl fühlen.

Wir können uns bei Weitem nicht vorstellen, was für einen Kraftakt es darstellt, eine Gemeinschaft so zusammenzuhalten, wie es unserem Bürgermeister im letzten Jahr tagtäglich gelungen ist. Jede:n zufrieden zu stellen ist dabei natürlich nicht möglich. Aber wir wertschätzen die viele Energie und das Herzblut, welche Herr Stockhoff in sein Amt investiert. Deshalb zeigen wir uns an dieser Stelle solidarisch mit ihm.

R E S P E K T L O S

Ein Beitrag von Ruth Lange

Wir sind entrüstet über die Beschädigung der Respekt-Tafel im Stadtsfeld. Initiiert durch die Ideenfabrik Stadtsfeld wurde diese von der Künstlerin Frau Brigitte Stüwe gestaltet und letztlich umgesetzt durch viele Unterstützer:innen und Helfer:innen.

Respekt: Ein menschliches Grundbedürfnis nach Achtung, Bewunderung und Anerkennung und einem höflichen, toleranten Umgang miteinander. Respekt ist auch für uns vom Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ eine grundlegende Form des Zusammenlebens.

Daher verurteilen wir diese Zerstörung auf das Schärfste!

Aber was steckt dahinter und wie verzweifelt oder wütend muss ein Mensch sein, dem es nicht mehr gelingt, über seine Sorgen, seine Ängste, über seine Wut mit anderen zu sprechen oder sich Hilfe zu suchen? Der nur noch Aufmerksamkeit dadurch erreichen möchte, indem er das, was allen zugutekommen soll, zerstört. Und was, so stellt sich die Frage, reicht ihm? Auf diese, seine destruktive Art werden wir das sicherlich nicht erfahren.

Wichtig wäre aber, diesen Menschen und/oder seine Gruppe zu finden, um gerecht und sinnvoll zu bestrafen, um weitere Desaster zu verhindern, aber auch um ein Gesprächsangebot zu machen, wenn die Zerstörung der Tafel ein Hilferuf und nicht nur die pure Freude am Zerstören war.

Wichtig ist für uns alle aber auch, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern im Bemühen um eine lebenswerte, tolerante und vielfältige Gesellschaft, die im Respekt miteinander lebt, nicht nachzulassen.

Wir in Dorsten gegen Rechts werden immer wieder Zeichen in diesem Sinne setzen und hoffen, ob im Stillen oder öffentlich, dass die Zahl unserer Unterstützer zunimmt.

Offener Brief an die UEFA

Das ungarische Parlament beschloss vor wenigen Tagen ein neues Gesetz, welches u.a. verbietet, in Schulen über Homosexualität aufzuklären. Um Solidarität mit der LGBTQIA+-Community in Ungarn zu zeigen, plante die Stadt München ein weithin sichtbares Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu senden: Beim EM-Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft am Mittwoch, den 23. Juni 2021, sollte die Münchener Allianz-Arena während des Spiels in Regenbogenfarben leuchten. Am 21. Juni 2021 lehnte die UEFA den Antrag des Münchener Oberbürgermeisters hierzu jedoch ab.

Die Entscheidung der UEFA löste große Kritik aus, einige deutsche Vereine kündigten z.B. direkt an, stattdessen ihre Arenen in der Zeit des Spiels in Regenbogenfarben erleuchten zu lassen oder zu schmücken. Auch unserem Bündnis war es wichtig, uns hierzu zu äußern. Daher ging am 22. Juni 2021 der folgende offene Brief an die UEFA:

UEFA Exekutivkomitee
z. Hd. Herrn
Aleksander Čeferin
Route de Genève 46
CH.1260 Nyon

Dorsten 22.06.2021

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Čeferin!

Als Vertreterin eines kleinen Bündnisses gegen Rechts und für Toleranz, Respekt und Vielfalt in der Stadt Dorsten/Deutschland mit 78 000 Einwohner:innen, möchte ich unser deutliches Unverständnis gegenüber Ihrer Entscheidung, die Allianz Arena in München zum Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Ungarn nicht in Regenbogenfarben zu beleuchten, zum Ausdruck bringen.

Sie lehnen den entsprechenden Antrag der Stadt München, unterstützt durch den Ministerpräsidenten von Bayern, Herrn Markus Söder, mit dem Argument ab, dass ein solches Zeichen politisch sei und sich gegen die Entscheidung des ungarischen nationalen Parlaments für ein Gesetz wendet, das Homosexualität zum Feindbild macht.

Damit hielten Sie sich, wie genannt, an Ihre Statuten der politischen und religiösen Neutralität. Sie widersprechen aber Ihren Zielen, den europäischen Fußball offener, toleranter und respektvoller zu machen.

Die Allianz Arena am 23.Juni 2021 in Regenbogenfarben leuchten zu lassen ist keine Parteipolitik, sondern ein Zeichen für unser europäisches, gesellschaftliches Werteverständnis!

Wenn sich alle gesellschaftlichen Gruppen immer wieder vor solchen Zeichen zurückziehen, wird sich unsere Weltgemeinschaft, wenn überhaupt, nur sehr zäh hin zur Toleranz verändern.

Wir kritisieren Ihre Entscheidung auf das Schärfste und halten sie für absolut falsch.

Mit besten Grüßen
Ruth Lange

Gesicht zeigen zum Grundgesetz

“Es war der 23. Mai 1949, als das Grundgesetz verkündet wurde. Es war die Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland.
25 Menschen aus Dorsten zeigen nun anlässlich des 72. Jahrestages Gesicht für unsere Verfassung. Auf 100 Plakaten im gesamten Stadtgebiet sind sie zu sehen mit einem Satz aus dem Grundgesetz, der ihnen besonders wichtig ist. Hinter der Aktion steckt das Bündnis ‘Wir in Dorsten gegen Rechts’. Sie ist ein Vorgriff auf die ‘Erste Dorstener Woche des Grundgesetzes’, die aus der Dorstener Erklärung ‘Dorstener STADT”DIALOG’ entstanden ist, …”
(Dorstener Zeitung, 22. Mai 2021)

Die Idee zu dieser Plakataktion wurde angeregt durch eine Aktion der Berliner Gruppe Gesicht zeigen aus dem Jahr 2019. Alle Plakate unserer Aktion sind auf einer Sonderseite der Dorstener Zeitung von Samstag, den 22. Mai 2021, abgebildet. Wer sich alle Plakate noch einmal in Ruhe anschauen und die Texte lesen möchte, kann dies in diesem tollen Video tun: https://player.vimeo.com/video/552358614
Wir bedanken uns herzlich bei Stefan Diebäcker und der Dorstener Zeitung für diese eindrucksvolle Collage und das großartige Video!

Aktion zum Tag des Grundgesetzes

Ein Beitrag von Luisa Altegoer

Der 23. Mai ist der Tag des Grundgesetzes. Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz beschlossen und hiermit der Grundstein für die Bundesrepublik Deutschland gelegt. Im Oktober 1990 wurde das Grundgesetz zur Verfassung aller deutschen Bürger*innen des wiedervereinten Deutschlands. Das Grundgesetz ist somit von zentraler Bedeutung für unser freiheitliches und demokratisches Zusammenleben.

Anlässlich seines 72. Jahrestages haben sich 25 unserer Bündnismitglieder entschieden, Farbe zu bekennen zum Grundgesetz. Im gesamten Stadtgebiet verteilt hängen 100 Plakate mit Portraits der Bündnismitglieder und einem Satz des Grundgesetzes, der ihnen besonders wichtig ist. Die Idee hierzu wurde angeregt durch eine Aktion der Berliner Gruppe Gesicht zeigen aus dem Jahr 2019.

Uns war es jedoch auch wichtig, zusätzlich in der Innenstadt Gesicht zum Grundgesetz zu zeigen. Dafür waren wir am Samstag, den 22. Mai, mit einer kleinen Aktion in der Innenstadt präsent. Mit insgesamt 11 Bündnismitgliedern sind wir allein oder zu zweit mit unseren Plakaten, beschriftet mit Texten aus oder zum Grundgesetz, durch die Innenstadt gegangen. Außerdem haben wir auch einige Exemplare des Grundgesetzes in deutscher und türkischer Sprache verteilt .

Auch wenn das Wetter leider sehr regnerisch, kalt und stürmisch war und die Innenstadt nicht sonderlich gut besucht, erfuhr die Aktion viel Resonanz. Die Rückmeldungen waren überwiegend sehr positiv. Menschen blieben stehen, lasen unsere Plakate, manche gingen weiter, viele zeigten zumindest einen Daumen nach oben. Einige blieben auch stehen und wir kamen in ein kurzes Gespräch. Wir haben erklärt, worum es bei der Aktion geht, einige nahmen auch gerne ein Exemplar des Grundgesetzes mit. Umgekehrt teilten die Menschen ihre Erfahrungen mit dem Grundgesetz mit uns.

Unser Altbürgermeister und Bündnismitglied, Lambert Lütkenhorst, resümiert: “Das war trotz der nicht so guten Bedingungen eine tolle Aktion. Dankeschön dafür!” Dem kann ich nur zustimmen: Wir wurden darin bestärkt, weiterhin gegen Rechts und für Toleranz, Respekt und Vielfalt einzustehen. Daher freuen wir uns schon auf die Woche des Grundgesetzes, die vom 24. September bis 3. Oktober 2021 stattfindet. Wir lassen uns nicht unterkriegen!

Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ setzt sich für Eintritt Dorstens in Deutsches Riga-Komitee ein

Ein Beitrag von Luisa Altegoer

Zahlreiche Menschen jüdischen Glaubens aus Dorsten und der Region wurden insbesondere 1942 nach Riga deportiert. Viele von ihnen wurden dort von den Nationalsozialisten ermordet oder starben an den katastrophalen Lebensbedingungen. Altbürgermeister Lambert Lütkenhorst hat Riga bereits mehrfach besucht. Er schlägt eine jährliche Bildungsfahrt nach Riga für junge und alte Menschen vor, sie könne ein wichtiger Baustein der Dorstener Gedenk- und Erinnerungskultur werden: „Wer schon einmal die Gedenkstätte der Naziopfer im Wald von Bikernieki gesehen hat, dem gehen diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf.“ Die stellvertretende Bürgermeisterin und Kulturvorschussaussitzende Christel Briefs ergänzt: „An solchen Orten wird Geschichte gerade für junge Menschen erfahrbar und greifbar. Man spürt dort, dass wir eine Verantwortung für die Zukunft haben.“

Das Deutsche Riga-Komitee ist ein Städtebündnis, das sich für das Erinnern und Gedenken an die Deportation von über 25 000 deutschen Jüd*innen einsetzt, die in den Jahren 1941/1942 nach Riga deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki ermordet wurden. Im Jahre 2000 von 13 deutschen Großstädten und dem Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet, gehören dem Komitee mittlerweile 59 Städte an.

Der Beitritt soll Ende Mai im Haupt- bzw. Finanzausschuss des Rats der Stadt Dorsten behandelt werden. Die Finanzierung eines solchen Beitritts ist bis dato noch unklar, da die Stadt Dorsten aktuell aufgrund der Stärkungspaktbeschlüsse keine weiteren kostenpflichtigen Mitgliedschaften eingehen darf. Während die SPD in einem Antrag trotzdem fordert, dass zumindest der finanzielle Grundstock von der Stadt getragen werden müsse, schlägt die CDU vor, der finanzielle Betrag der Stadt Dorsten solle ausschließlich durch Spenden der Bürgerschaft getragen werden. Unabhängig davon, wie eine solche Mitgliedschaft finanziert werden soll, macht sich das Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ für einen Beitritt Dorstens in das Komitee stark, möchte diesen ideell und, sofern möglich und nötig, auch finanziell unterstützen. Der Beitritt sei wichtig, um das Vergessen zu verhindern und auch in der Zukunft Verantwortung zu tragen. Es bleibt zu hoffen, dass nicht eine Antragsflut verschiedener, im Rat vertretener, Parteien eine zügige Entscheidung unnötig verzögert.

In Deutschland im Mai 2021

Wieder ist im Nahen Osten der Konflikt zwischen Israel und Palästina ausgebrochen und die Lage eskaliert. Wieder sterben Zivilisten und leider auch viele Kinder. Erneut herrscht ein unfassbares Leid. Wir trauern mit den Angehörigen der Opfer.

Es ist bedauerlich, dass es den beiden Völkern und der Staatengemeinschaft in all den Jahren nicht gelungen ist, diesen Konflikt endgültig und dauerhaft zu befrieden.

Was ebenso unfassbar ist: In Deutschland bricht der vorhandene Hass gegen Menschen Jüdischen Glaubens auch in gewalttätiger Form wieder aus. Es brennen Israelfahnen, Synagogen werden mit Steinen beworfen und müssen bewacht werden, Denkmäler werden zerstört.

Wir, das “Bündnis in Dorsten gegen rechts”, solidarisieren uns mit Jüd*innen in Dorsten, in Deutschland und auf der ganzen Welt. Eine Kritik und Verurteilung des Handelns im Nahen Osten darf nicht mit Antisemitismus verwechselt werden. Das Verbrennen von Fahnen, die Angriffe auf Synagogen und Denkmäler sind reiner Antisemitismus. Wir stehen in Gedanken an der Seite derer, die diesen Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt sind.

Lesung gegen Rassismus # 14

Mit dem heutigen Datum enden die Internationalen Wochen gegen Rassismus. Unser Dank gilt allen, die unsere Aktionen gegen Rassismus in ganz unterschiedlicher Art und Weise unterstützt haben. Mit Datum von heute erhielten wir auch ein entsprechendes Dankeschreiben der Stiftung gegen Rassismus.